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WienTourismus lässt die Hüllen fallen

(c)_Vienna Tourist Board/KHM Wien
WienTourismus wirbt auf OnlyFans mit Rubens-Kunst.
WienTourismus wirbt auf OnlyFans mit Rubens-Kunst.

WienTourismus nutzt die Plattform OnlyFans, um Werke zu zeigen, die Teile des internationalen Kunstkanons sind, aber aufgrund von Nacktheit auf anderen sozialen Medien der Zensur unterliegen. 

Wie viel Nacktheit halten wir aus? Diese gesellschaftskritische Frage stellt die neueste WienTourismus-Aktion „Vienna strips on OnlyFans“. Dafür nutzt man das Soziale Netzwerk, um Werke zu zeigen, die Teile des internationalen Kunstkanons sind, aber aufgrund von Nacktheit auf anderen sozialen Medien der Zensur unterliegen. Abonnenten des WienTourismus-Auftritts auf OnlyFans sehen Kunstwerke aus Wiener Museen – von der prähistorischen Frauendarstellung der Venus von Willendorf aus dem Naturhistorischen Museum Wien bis zu Fotografien der Aktionskünstlerin Valie Export aus der Albertina - und bekommen zudem eine Eintrittskarte für eines dieser Museen oder eine Vienna City Card.

"In den sozialen Medien bestimmen Algorithmen, wie viel Nacktheit gezeigt werden darf, und zensieren dabei nicht selten weltberühmte Kunstwerke. Wir stellen daher die Frage, wie viel Nacktheit wir aushalten und wer bestimmen kann, was wir als anstößig empfinden. In der Kulturmetropole Wien lässt sich die Frage beantworten: Aktkunst ist gesellschaftspolitisch und künstlerisch Teil der Kulturgeschichte", so WienTourismus-Direktor Nobert Kettner.
Auf Facebook und Instagram gelöscht

Dadurch, dass man weltberühmte Kunstwerke, die auf Plattformen wie Facebook und Instagram als Pornografie eingestuft und gelöscht wurden, auf Onlyfans zeigt, will man eine Diskussion darüber anregen, dass in sozialen Netzwerken oft das als Pornografie oder als anstößig angesehen wird, was unter künstlerische Freiheit fällt. Dafür kooperiert man mit Wiener Museen, die bereits wiederholt die Erfahrung machten, dass Kunst im Internet oft nicht nackt sein darf. In einer Ausstellung zeigt die Albertina, die selbst bereits zensiert und deren Konten in den sozialen Medien wegen Werbung mit nackten Kunstwerken vorübergehend gesperrt wurden, derzeit Werke von Amedeo Modigliani. Einige davon sind zu eindeutig, um sie in den sozialen Medien zu zeigen.

Das Leopold Museum beherbergt die weltgrößte Sammlung des Expressionisten Egon Schiele. Das Museum hatte aber oft Probleme mit der Bewerbung seiner Ausstellungen, da die gängigen sozialen Netzwerke die Darstellung von Nacktheit nicht zuließen. In der Kampagne #ToArtItsFreedom affichierte der WienTourismus 2017 vier Aktdarstellungen Egon Schieles, musste dabei aber aufgrund geltender Werbevorschriften in Hamburg, Köln und Londons U-Bahn die primären Geschlechtsmerkmale der Aktdarstellungen mit einem weißen Textfeld bedecken.

Daher werden diese und weitere Werke nun unzensiert auf dem OnlyFans-Kanal des WienTourismus gezigt. Mit Teasern, die einen Vorgeschmack auf das zu Erwartende geben, wird auf Twitter und Instagram auf den „Vienna strips on OnlyFans“-Kanal aufmerksam gemacht. Die Anzeigen werden in den USA, Großbritannien und Deutschland ausgespielt, wo die Mehrheit der OnlyFans-User zu Hause ist.

Dieser Artikel erschien zuerst auf horizont.at

(Red)

Schiele ist künftig auch auf Onlyfans.
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