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Übernahmespekulationen

Deal von Rewe und FTI rückt in die Ferne

FTI
Das Labranda Suites Costa Adeje auf Teneriffa ist eines der etwa 60 von FTI betriebenen Hotels. Der Veranstalter verfügt auch über ein großes Netz von Destination-Management-Agenturen.
Das Labranda Suites Costa Adeje auf Teneriffa ist eines der etwa 60 von FTI betriebenen Hotels. Der Veranstalter verfügt auch über ein großes Netz von Destination-Management-Agenturen.

Die Übernahmepläne der Rewe/DER Touristik für die FTI Group haben durch das Bekanntwerden einen Dämpfer erhalten. Unternehmenskenner sehen eine Fusion als zunehmend unwahrscheinlich an.

Vor gut drei Wochen meldete das "Handelsblatt", dass die Rewe und FTI Übernahmegespräche führten, die sich "offenbar in einem fortgeschrittenen Stadium befinden". Doch das Bekanntwerden der Pläne samt einiger Details – etwa dass Rewe einen Schuldenschnitt zur Bedingung mache – hat diesen Gesprächen einen empfindlichen Dämpfer verliehen, erfuhr fvw|TravelTalk aus Konzernkreisen. 

Im Aufsichtsrat der Handelsgruppe wurde das Thema bislang noch nicht erörtert, und dem Vernehmen nach sollen Mitglieder davon auch erst aus der Zeitung erfahren haben. Die Bundesregierung ist nach mehreren Medienberichten offenbar auch wenig geneigt, einem Schuldenschnitt bei den vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gewährten Corona-Hilfen zuzustimmen, um keinen Präzedenzfall für andere zu schaffen.

Das Thema FTI sei nicht tot, aber es gebe Rewe-intern kaum noch Befürworter, sagt ein Kenner der Handelsgruppe. Für die DER Touristik wäre eine Integration eine große Herausforderung, weil dies über viele Monate intern stark die Kräfte binden würde und die Gefahr bestünde, dass dann Konkurrenten Marktanteile gewinnen.

Mehrere Reisebüros hatten zudem in Kommentaren auf fvw.de und in sozialen Medien angemerkt, dass die DER Touristik lieber erst einmal ihre Hausaufgaben mit dem neuen Reservierungssystem Atcom erledigen solle. Zwar sind fast alle Produkte von Dertour, ITS und Co von Blank und Phoenix Unlimited auf die neue Plattform überführt worden. Doch es ruckelt noch immer, nach Aussagen aus dem Vertrieb vor allem bei Baustein- und Fernreisen.

Sollte der Rewe-Deal auf Eis gelegt werden, muss die ägyptische Eignerfamilie Sawiris klären, wie es weitergeht. Samih Sawiris, Gründer des Resort-Entwicklers Orascom Development Holding (ODH), hat die Leitung des Luxemburger Family Office, das die FTI-Anteile hält, seinem Sohn Naguib übertragen. Die Familie Sawiris wollte nie die Mehrheit, musste aber in der Corona-Krise ihre Anteile im Rahmen einer Kapitalerhöhung auf 75,1 Prozent aufstocken, damit auch der Staat Hilfen gewährt. Nun prüft die wohlhabende ägyptische Familie die Möglichkeit, ihre Anteile zurückzufahren. 

Naguib Sawiris, der in San Francisco ein Start-up aufbaute und auch den ODH-Verwaltungsratsvorsitz von seinem Vater übernommen hat, versucht nach Informationen von fvw|TravelTalk zudem, Finanzinvestoren oder Investoren aus Destinationen zu gewinnen. Naguib Sawiris wird dem Vernehmen nach von einer kleinen Gruppe von Beratern wie dem langjährigen McKinsey-Mann Amine Tazi-Riffi unterstützt, der ebenfalls dem ODH-Verwaltungsrat angehört.



Dieser Text erschien zuerst auf www.fvw.de.

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