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Theresa Ortiz

La Rioja

La Rioja, eine der kleinsten autonomen Regionen Spaniens, aber groß im Weinbau: Rioja Weine zählen zu den besten der Welt. Die Direktorin der Spanischen Fremdenverkehrsamts, Theresa Ortiz, lud zu einer Entdeckungsreise, um sich Landschaft und Kultur der Rioja rund um den Wein von verschiedenen Seiten zu nähern.

La Rioja

Der Besuch des Museums für Weinkultur, der Bodegas Vivanco in der Gemeinde Briones, wird ein perfekter Einstieg. Hier zeigt man auch Relikte der jahrtausendealten Geschichte, als die Römer die ersten Weingüter anlegten. Inmitten eines riesigen Weinguts wird auf 4.000 m2 die Beziehung zwischen Mensch und Wein im Laufe der Zeit dargestellt. Nicht nur die Arbeit der Weinbauern wird dokumentiert, sondern auch Gewerbe wie Fasstischler, Korkenmacher und Glasbläser, die an der Weinproduktion maßgeblich beteiligt waren.

Wein und Essen gehören zusammen

Wie, erfahren wir bei einer faszinierenden „Pincho-Tour“ durch Logroño, der Hauptstadt der Rioja. José Ramon Jiménez Berger, seines Zeichens „Educador en vino“, also „Weinlehrer“, führt uns ins historische Zentrum. In die schmale Calle del Laurel, wo sich ein Lokal ans nächste reiht. Die Herausforderung ist nun, pro Bar nur einen Pincho, einen kleinen Imbiss, begleitet von einem Glas Rioja zu probieren und danach in die nächste Pincho-Bar zu wechseln. Da unser Weinlehrer jeden Gang erläutert, vergeht die Zeit rasant, obwohl dieses „6 Gänge Dinner“ mehr als zwei Stunden dauert.

Eine besonders interessante Lektion führt uns in die richtige Weinverkostung ein. Wie man Geruch und Geschmack verschiedener Weine empfinden und interpretieren kann und auch die Farbnuancen bei der Bewertung eine Rolle spielen. So verfügt ein junger Rotwein über einen eher hellroten Farbton, während ein „Grand Reserva“ im Barrique-Ausbau samtiges Dunkelrot aufweist.

Ein Rundgang durch Logroño führt auch über ein Stück des Jakobswegs, wie die ins Pflaster eingebauten eisernen Jakobsmuscheln zeigen. Nach Queren des Ebro über die renovierte steinerne Brücke erreichen die Pilger die Altstadt. Sehenswert ist die mit Bildhauerarbeiten reich verzierte Fassade von San Bartolomé, einer Kirche aus dem 12. Jhdt. Am ehemaligen Marktplatz der Stadt, wo jetzt Cafés einladen, ragen die beiden stattlichen barocken Türme der Kathedrale Santa Maria de la Redonda in den Himmel. Seitlich am Gotteshaus vorbei führt die Straße Portales mit markanten Arkaden und Restaurants. Wie lebendig die Geschichte des Weins noch heute ist, erfahren wir in einer Seitengasse beim Besuch eines „Boteros“, der in vierter Generation Weinbeutel aus Ziegenleder in Handarbeit fertigt. Einzige Konzession an heutige Ansprüche: Anstelle einer Harzschicht als Dichtungsmasse garantiert jetzt ein innenliegender Latexbeutel die nötige Dichtheit.

Zwiebeleiscreme & Grand Reserva

Rioja bietet kulinarisch neben rustikalen schmackhaften Pinochs noch andere ausgezeichnete Speisen. Im 2* Michelin Restaurant „Venta Moncalvillo“ etwa, einem wahren Kleinod in der Ortschaft Daroca. Mit 25 Einwohnern übrigens das kleinste Dorf mit einem Michelin-Sterne Restaurant. Chefkoch Ignacio Echapresto ist Autodidakt, kreiert phantasievoll einzigartige Köstlichkeiten aus lokalen und regionalen Produkten. Aperitif und Vorspeisen werden von ihm persönlich im gemütlichen und duftenden Garten hinter dem Restaurant kredenzt. Gleich dahinter gedeihen Kräuter, mächtige Paradeiserstauden und vielerlei Gemüse für seine Küche. Eine der fünf Vorspeisen: Zwiebeleiscreme, einfach unglaublich! Das siebengängige Essen wird in der behaglichen Gaststube serviert, mit passender Weinbegleitung zu jedem Gang. Dafür sorgt Bruder Carlos Echapresto, 2008 als bester Sommelier Spaniens ausgezeichnet. Alle Gerichte waren nicht nur geschmacklich hervorragend, die kunstvollen Kreationen und die Auswahl spezieller Teller sorgten auch für einen Augenschmaus.

Auch die Stadt Haro wird vom Wein bestimmt, viele der großen Weinkeller können besichtigt werden. In der Bodegas Roda erklärt man den modernen Prozess der Weinproduktion. 900 Fässer aus französischer Eiche lagern in der neuen klimatisierten Halle, hier reift Rotwein zu Reserva und Grand Reserva heran. Wir werden auch durch den im 19. Jhdt. händisch in den Sandstein gegrabenen Weinkeller geführt, der vom natürlichen Klima des nahe vorbei fließenden Ebro geprägt wird. Charakteristisch für das Rioja Gebiet ist der Mix dreier unterschiedlicher Klimatypen: Atlantische, kontinentale und mediterrane Einflüsse bilden ein komplexes Wechselspiel und sind neben anderen Faktoren für die hohe Qualität der Weine verantwortlich.

Yuso, Suso und hoch zu Ross

Zur Wein- und Esskultur bietet Rioja auch viele sehenswerte Kulturschätze, wie die Klöster Yuso und Suso, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Zwischen Weinbergen und Feldern, vorbei an steilen Berghängen, wo hoch oben immer wieder Adler Kreise ziehen, gelangt man nach San Millán de la Cogolla. Hier zog sich der Hl. Emilian im 6. Jhdt. in eine Einsiedelei zurück, im 10. Jhdt. entstand das Kloster Suso. In der Kirche sind Gräber von Königen Navarras zu sehen. Weiter unten im Tal liegt das Benediktiner-Kloster Yuso aus dem 11. Jhdt, das später barockisiert wurde. Ein Mönch führt uns in die höchst bedeutende Bibliothek, zeigt uns neben wertvollen Pergamenten auch den Kodex Emilianenses aus dem 10. Jhdt., das erste schriftliche Dokument der spanischen Sprache.

Hoch zu Ross geht es weiter durch die herbstliche Weinlandschaft der Rioja. Bei der kleinen Gemeinde Navarrete betreibt Katharina, eine Schweizerin, eine Pferdekoppel. Das wunderbare an diesem Ausflug ist einerseits das beschauliche Tempo, mit dem man mühelos durch die hügelige Landschaft getragen wird. Andererseits hat man den Blick frei für die Weite der Weingüter. Man braucht sich nicht um den manchmal steinigen Pfad zu kümmern, denn Pferde und der Begleiter der Gruppe sorgen für den sicheren Weg.

Für viele von uns das Highlight der Genussreise durch die Rioja: Die einstündige Fahrt mit dem Heißluftballon über Hügel und Weingüter. Sanft hebt der Ballon vom Boden ab, wie schwerelos durchstoßen wir die morgendliche dünne Nebelschicht. Plötzlich umgibt uns das warme Morgenlicht und die Sonne beleuchtet die Weite der Rioja mit ihren Weingütern und schmucken Ortschaften. Dieses einmalige Erlebnis wird noch länger in Erinnerung bleiben. Eine Genussreise nach la Rioja, die alle Sinne anspricht.

Wichtige Informationen

Anreise: Von Wien mit Brussels Airlines über Brüssel nach Bilbao und über die Autobahn 150 Kilometer bis Logroño; „Vivanco – Museum der Weinkultur“ in Briones: vivancoculturadevino.es El Educador en Vinos: Bietet Pincho-Tour mit Weinbegleitung durch Logroño; Weinverkostungskurs für Gruppen: eleducadorenvinos.com; Weinkellerei Bodegas Roda in Haro, bietet Kellerführungen mit Weinprobe für Gruppen an: www.roda.es; 2* Michelin Restaurant „Venta Moncalvillo“ in Daroca: ventamoncalvillo.com; Reitausflüge für Gruppen in Navarrete: hipicanavarrete.com; Fahrten mit Heißluftballon, Korb für max. 8 bzw. 16 Personen: globosarcoiris.com
Weitere Infos unter www.lariojaturismo.com sowie www.spain.info

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem traveller.

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