Schengen-Raum: Was Kroatiens Beitritt fü... Plus Artikel
 
Schengen-Raum

Was Kroatiens Beitritt für den Tourismus bedeutet

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Die Aufnahme Kroatiens in den Schengen-Raum ist geebnet. Was die Entscheidung der 26 EU-Innenminister:innen nun künftig für den Tourismus bedeutet, dürfte viele Kroatienfans freuen.

Denn mit kommenden Jahr wird es einfacher werden, in das Land am Adriatischen Meer zu reisen. Mit Jahresbeginn gibt es an den Grenzen keine Kontrollen mehr, was die bislang oft stundenlang im Stau stehenden Autoreisenden freuen dürfte. Und auch an den Flughäfen sollen zum Frühjahr die Kontrollen wegfallen. Zudem führt das Land Anfang des neuen Jahres den Euro als Zahlungsmittel ein. 

 Damit ist Kroatien Teil des weltweit größten Raums der Reisefreiheit. Derzeit gehören 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Liechtenstein, Island und die Schweiz zum Schengen-Raum. An den Binnengrenzen zwischen den Staaten gibt es in der Regel keine stationären Grenzkontrollen mehr. Neue Mitglieder können nur einstimmig aufgenommen werden. Während Kroatien sich über die Aufnahme freuen durfte, blieben hingegen Rumänien und Bulgarien außen vor. 

Veto kam aus Österreich

Bereits vor dem Treffen soll Innenminister Gerhard Karner angekündigt haben, gegen den Beitritt Rumäniens und Bulgariens zu stimmen, was er dann auch tat. Als Grund nannte er, ein System, das nicht funktioniere, nicht vergrößern zu wollen. Damit spielte er vor allem auf die Migrationsfrage in Österreich an, die von den EU-Außengrenzen geregelt werden solle. Die derzeitige tschechische Ratspräsidentschaft versuchte zwar mit mehreren Kompromissvorschlägen einen Beschluss für alle drei Länder zu erzielen, letztlich aber erfolglos. 

Laut Karner seien in diesem Jahr bereits mehr als "100.000 illegale Grenzübertritte" in Österreich gezählt worden, von denen 75.000 zuvor nicht registriert worden waren. Tatsächlich sei die unerwünschte Migration in der EU zuletzt deutlich gestiegen. Mit Blick auf Rumänien waren die Zahlen derer, die dort registriert wurden und zwischen Jänner und Oktober 2022 unerlaubt nach Österreich weiterreisten, jedoch sehr niedrig. Gegen die Aufhebung der Kontrollen zu Bulgarien zeigten aber auch die Niederlande Widerstand, etwa wegen rechtsstaatlicher Bedenken. 

Enttäuschung und Kritik groß

Die Entscheidung Österreichs wurde nicht nur von den betroffenen Staaten kritisiert. Deutschland beispielsweise befürwortete, Bulgarien und Rumänien vollständig in den Schengen-Raum aufzunehmen und könne die Haltung Österreichs nicht nachvollziehen. So seien die Länder schon jetzt zum Teil an die Schengen-Regeln gebunden, doch wurden die Kontrollen an den Binnengrenzen bislang aufrechterhalten. Auch sei ein gewisser Fortschritt beim Schutz der Außengrenzen erkennbar gewesen, der der EU-Kommission bescheinigt wurde. 

Rumänien kritisierte die "ungerechtfertigte und unfreundliche Haltung" Österreichs, die laut dem grünen Koalitionspartner auch "nicht den europäsichen Werten" entspreche. Neben Bulgarien wartet das Land bereits seit 2011 auf die Aufnahme. Rein geografisch wäre Bulgarien sowieso keine relevante Route für Menschen, die visafrei nach Serbien reisen, argumentierte die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger auf Twitter. In dieser Frage wären sogar Ungarn und Kroatien die relevanteren Ansprechpartner.

Touristisch wichtige Destinationen

Nicht zu leugnen, ist die hohe Relevanz Kroatiens für den österreichischen Outgoing-Tourismus. So liegt das Land in vielen Urlaubs-Rankings bei den Österreicher:innen oft weit oben oder an erster Stelle. Für Kroatien ist Österreich der drittwichtigste Markt neben Deutschland und Slowenien. Hier verzeichnete das Land heuer acht Mio. Nächtigungen österreichischer Gäste. Österreich ist die wichtigste Destination für die Kroat:innen im Winter. Im Pre-Corona-Jahr 2019 verzeichnete Österreich rund 400.000 Nächtigungen aus Kroatien. Aus Rumänien verzeichnete Österreich im Vor-Corona-Jahr mehr als eine Millionen Nächtigungen. Damit lag das Land auf Platz fünf der Herkunftsmärkte im CEE-Raum (Central and Eastern European Countries). Eine Studie der rumänischen Nationalbank zeigt, dass die Rumänen bis April 2022 mehr für Reisen ausgegeben haben als im Referenzjahr 2019. Österreich punktet bei rumänischen Gästen mit seinen Städten, der Natur und der relativen Nähe zum Markt.

Bulgarien ist für Österreichs Tourismus weniger relevant. So wurden von Jänner bis Oktober 2022 rund 139.000 Nächtigungen aus Bulgarien verzeichnet. (Quelle: Österreich Werbung)




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