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Im Gespräch

Kai Sannwald & Thorsten Lehmann – Wir werden Teil der Zukunft sein!

Wir wollen, dass eine Neun davor steht, lautete vor einem Jahr die Zielsetzung der bis 2020 in allen Märkten kontinuierlich auf Wachstumskurs fahrenden Sunny Cars GmbH. Doch dann kam Corona und das angepeilte Target von 900.000 Mietwagenbuchungen zerplatzte wie eine Seifenblase.  Ein Interview über das Hanteln von Tag zu Tag und die Überzeugung, dass die aktuell kleinen Zahlen bald wieder größere werden.

Im Gespräch: Kai Sannwald & Thorsten Lehmann – Wir werden Teil der Zukunft sein!

Für heuer geht man – unverändert Pandemie bedingt – eher von einem kurzfristigeren Geschäft und von einem mageren Jahr mit rd. 200.000 Buchungen aus, was dank gutem Wirtschaften in den fetten Jahren auch auszuhalten ist. Weil man aber das neue Normal nicht dem Zufall überlässt, haben der Sunny Cars Gründer und geschäftsführender Gesellschafter, Kai Sannwald und Thorsten Lehmann, zweiter geschäftsführender Gesellschafter von Sunny Cars, die Sunny Air Solutions GmbH gegründet und fahren mit der Beratung für professionelle Luftentkeimungslösungen auf Erfolgskurs.

traveller: Als Mietwagenbroker ist man Teil der langen touristischen Leistungskette, die ja gerade am Boden liegt. Darob erübrigt sich wohl die Frage, wie es Sunny Cars geht?

Thorsten Lehman (TL): Sagen wir so: Die Situation ist seit Monaten unverändert bzw. nicht abschätzbar. Wir leben von der Hoffnung, dass Testungen und Impfungen endlich ins Laufen kommen und auch entsprechend funktionieren und wirken. Und wenn Airlines jetzt Testungen verpflichtend ein- und auch selbst durchführen, vereinfacht dies die aktuelle Situation erheblich. Wir selbst können an der ganzen Misere ja nichts ändern und sind der Perspektivenlosigkeit machtlos ausgeliefert. Das ist zermürbend.

Dass die Deutschen jetzt auf Urlaub nach Mallorca fliegen können, ist aber ein kleiner touristischer Lichtblick?

TL: Urlaub, jetzt auf Mallorca, ist mehr ein medialer Hype, man kann Reisen ja nicht verbieten. Es gibt Buchungen, vom Volumen aus 2018/19 ist man aber meilenweit entfernt. Aber natürlich ist es besser als letztes Jahr, die Frage ist allerdings, was davon wirklich übrigbleibt? Wir bei Sunny Cars hanteln uns von Tag zu Tag, bewerten täglich die Gesamtsituation aufs Neue und versuchen vorausblickend zu entscheiden. So wird es wohl noch ein Weilchen bleiben.

Kai Sannwald (KS): Es ist gerade ein Wechselbad der Gefühle. Man freut sich in Zeiten wie diesen ja schon über kleine Zahlen und noch mehr, wenn man diese auch behält.

Sunny Cars fährt also auf Sparflamme?

TL: Unsere Mitarbeiter befinden sich ja in Kurzarbeit, dennoch versuchen wir die gewohnte Dienstleistung zu bieten, die man von uns zu Recht erwartet. Also versuchen wir in der Zeit von 10:00 bis 16:00 Uhr - aktuell gibt es zwar nicht den Mega-Hype, aber doch wieder verstärkt Buchungen – den Reisebüropartnern den gewohnten Support zu bieten.

Die Nachfrage steigt also, wenn auch auf niedrigem Niveau. Erlaubt das bereits einen realistischen Blick in die Zukunft?

TL: Naja, für heuer ist die Zukunftsfrage noch Glaskugellesen, und unsere wird gerade poliert. Sicher ist aber, dass, gibt es keine Beschränkungen mehr, wieder gereist wird. Dann sind die Menschen wieder unterwegs, nur diesen „Zustand“ muss man eben erst erreichen. Dass wieder nach Mallorca gereist werden kann, stimmt in jedem Fall für die Zukunft – wann immer diese auch beginnt – positiv.

Kann man sich bei diesem „Roulettespiel“ überhaupt ausreichend Kapazitäten vor Ort sichern?

KS: Eine gute Frage, denn in der Tat sind die Kapazitäten in den Zielgebieten nicht in Massen vorhanden. Oft haben Vermieter aktuell nicht mal zehn Prozent des früheren Normalbestandes und legen ihren Fokus eher auch auf die große Sommersaison. Zudem ist Ostern heuer früh, was das Geschäft auf Mallorca – Stichwort Temperatur aber auch der noch sehr eingeschränkten Infrastruktur (geöffnete Restaurants, usw.) – beeinflusst. Eigentlich pfeift jeder aus dem letzten Loch, Vermieter mussten auch ins „Blaue“ planen. Deutschland ist ja eines der wenigen Länder, die gerade Touristen „schicken“.

Was bedeutet dieses unplanbare Szenario für die Planung und Bilanz von Sunny Cars?

KS: Wir haben für das Geschäftsjahr 2021 (01.11.20 – 31.10.21) 200.000 Buchungen geplant, fahren damit natürlich einen Verlust ein. Aber wir hängen deswegen nicht an der Herz-Lungen-Maschine, sondern halten diese magere Zeit durch, weil wir in den guten Jahren das Geld in der Firma gelassen haben. Das rettet uns jetzt. Wir bleiben weiter sparsam und transparent und konnten im DACH-Raum, dank Kurzarbeit, die bis Ende 2021 läuft, auch alle Mitarbeiter halten. In den Niederlanden, wo es dieses Modell nicht gibt, mussten wir die Belegschaft leider um ein Viertel verkleinern. Für 2022 sind wir aber mit kalkulierten 400.000 Buchungen schon wieder kecker, auch wenn wir damit knapp weniger als 50 % aus 2019 einfahren werden.

TL: Bei weiter schlechter Entwicklung wäre eine Verlängerung der Kurzarbeit hilfreich, und je frühzeitiger es hierzu Informationen vom Staat gibt, umso besser ist dies für die Planbarkeit.

KS: Im Sommer 2021 kriegt jeder ein bisserl was, was uns aber fehlt ist das große außereuropäische Geschäft. Es fehlen die USA, Kanada, die ganze weite Ferne eben. 

TL: Das Geschäft, das wir tendenziell auch behalten können, ist zudem kurzfristig. Was ja eigentlich entgegen unserem Credo ist. Vor Corona waren wir Bekenner der Langfristigkeit, jetzt freuen wir uns sehr über das Kurzfristgeschäft, das aktuell 40 – 50 % des Volumens ausmacht.

Was macht diese ganzen Entwicklung mit den Preisen, werden Mietwägen teurer?

KS: Die Preise werden sich nicht wirklich verändern, denn jeder möchte jetzt Geschäft machen. Es ist auch keine echte Tendenz erkennbar, vielmehr ist es eine tagesaktuelle Entscheidung.

TL: Was die ganze Sache aber nicht wirklich einfacher und planbarer macht. Denn eine derartige Eigendynamik gab es im Markt noch nie, auch, weil kein Ende und damit keine Perspektive absehbar sind.

Im Reisebürobereich wird es wohl auch zu einer harten Zäsur kommen (müssen)? Was bedeutet das für Sunny Cars als bekannt vertriebsfreundliches Unternehmen?

KS: Die großen Mitbewerber sind vom Staat subventioniert, was auch die Frage nach der weiteren Entwicklung der Vertriebslandschaft nach Corona aufwirft: Wie viele Reisebüros werden letztlich übrigbleiben, aktuell kann diese Fragen niemand beantworten.

TL: Kehrt die große Nachfrage zurück, wird man sehen, wo der Kunde für seine Reise- und Urlaubsbuchung hingehen wird. Das kann natürlich stark im B2C sein – aktuell ist ja ein Run über die Metasuchmaschinen feststellbar. Für uns bedeutet dies, weiterhin eben auch überall dort präsent zu sein, wo sich der Kunden bewegt. Deswegen werden wir aber unsere Prinzipien, unser Werteverständnis und unsere Fairness nicht über Bord werfen. Wir werden damit definitiv an der Zukunft teilnehmen.

KS: „Dafür stehen wir mit unserem guten Namen“, dieser von Klaus Hipp geprägte Satz entspricht voll und ganz unserem Anspruch an ein faires und partnerschaftliches Miteinander. Wir sind auch mit unseren Vermietern ständig im Gespräch, daraus resultieren lange Geschäftsbeziehungen und Freundschaften.

Hat sich das Hygieneverständnis im Mietwagenbereich durch Corona verändert bzw. verstärkt?

KS: Für uns sind Hygienemaßnahmen keine coronabedingte „Erfindung“, wir haben uns schon immer um ein vernünftiges Hygienekonzept bemüht, das lässt sich ganz leicht am positiven Kundenfeedback ablesen. Aber natürlich unterstützen wir jetzt die Vermieter dahingehend verstärkt. Alles, was in den Zielgebieten an Präventionsmaßnahmen erforderlich ist, ist auf sunnycars.at dargestellt.

Kommen wir zum neuen Standbein, der Sunny Air Solutions, ein echtes Corona „Krisenkind-Resultat“?

KS: Mit dem ersten Tag der Krise beliefen sich die Stornos bei Sunny Car im fünfstelligen Bereich, wir waren im März und April nur damit befasst, alles in den Griff zu bekommen. Anfang Mai haben wir dann unsere Erfolgsfaktoren über die Jahre evaluiert und geschaut, auf welches andere Business diese einzahlen können und wie wir auch unsere langjährigen Mitarbeiter mit ihrem riesigen Knowhow und ihrer Erfahrung in eine neue Geschäftsidee einbringen können. Im Februar 2020 hatten wir definitiv noch keinen Plan, vielmehr sahen wir noch viel Wachstumspotenzial in Sunny Cars. Im April sah dann, wie wir alle leidvoll wissen, alles anders aus und im Mai lag der erste fixe Gedanke zu einem neuen Businessmodell am Tisch. Die Idee, die Luftentkeimung zu einem Geschäftsmodell zu machen, ist kein Corona-Überbrückungsmodell, vielmehr haben wir immer mehr Analogien zum Mietwagengeschäft gesehen.

Die da sind?

KS: Auch in diesem Bereich ist das Angebot enorm, aber kaum jemand befasst sich wirklich mit Qualität und Beratung. Vielmehr wird man im Internet von einer riesigen Auswahl erschlagen, es gibt keine Beratungsleistung und Bedarfsanalyse. Im Internet fragt kein Mensch nach Raumvolumen oder der Anzahl von Menschen, die in den Büros arbeiten. Nur sind das alles relevante Zahlen für eine vernünftige und effiziente Luftentkeimung. Wir wollen beraten und unterstützen – UND – wir kennen uns mit Marketing und Vertrieb aus. Das können wir eben sehr gut und das macht uns auch großen Spaß.

Wie groß ist die Mannschaft und wird der österreichische Markt separat betreut?

TL: In Deutschland sind aktuell 12 Mitarbeiter inkl. uns beiden mit dem Thema befasst und in Österreich analysiert Alexander Cizek den Markt. Auch Richtung Niederlande und die Schweiz wollen wir eine solide Basis aufbauen. Mit Sunny Air Solutions blicken wir über den touristischen Tellerrand und sind von diesem Geschäftsmodell, das ja dem Mietwagen-Brokergeschäft mit den vielen unterschiedlichen Produkten nicht unähnlich ist, vollauf überzeugt.

KS: Wie bei Sunny Cars, prüfen wir auch hier die Lieferanten und deren Produkte, Qualität geht ja im Web bekanntlich ein bisserl unter. Welche Geräte passen beispielsweise für die Gastronomie bzw. ergänzen die schon bestehenden. Wichtig ist eine supersaubere, passgenaue Bestandsanalyse, Luftkeimmessungen und Analysen.

TL: Wer jetzt in HEPA-Luftreinigung oder UV-C Luftentkeimer investiert und wegen der Corona-Pandemie gerade die Überbrückungshilfe III (in Deutschland) beantragt, hat die Möglichkeit, eine Anschaffung von Luftentkeimungslösungen als erstattungsfähige Fixkosten anzugeben. Je nach Umsatzeinbruch liegt die Förderfähigkeit zwischen 30 und 90 %. (Anmerkung: Für Österreich befindet sich ein ähnliches Fördermodell in Evaluierung). 

Damit bedanke ich mich für das ausführliche Interview und darf noch um ein Schlusswort bitten:

KS: Wichtig und wünschenswert ist, Werte und Commitments, die über Jahre gelebt wurden, beizubehalten. Dass eben auch Konzerne werteorientiert denken und handeln und diese wichtigen Grundsätze nicht außer Acht lassen. Reisen ist unverändert ein höchst emotionales Thema. Man muss nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen, sondern kann Veränderungen auch mit Worten herbeiführen.

TL: Ich finde, der Blick nach Österreich ist schon auch gut. Die dort flächendeckend praktizierte Teststrategie klingt doch sehr vernünftig und sinnvoll. Und schauen wir doch, dass wir mit Menschenverstand durch die Krise kommen. bc

Für Auskünfte ist das Team von Sunny Cars telefonisch unter 0800 - 50 10 25 oder per E-Mail unter info@sunnycars.at erreichbar.




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