Die letzte Meile ist in der Großstadt kein Thema, bei Reisen aus der Großstadt in ländliche Destinationen hingegen schon. Die Region Wiener Alpen in Niederösterreich macht es den Gästen leicht, das „Paradies“ zu entdecken.
© Niederösterreich-Werbung/Michael Liebert (3), NLK Filzwieser, Wiener Alpen/Fülöp (2), Wiener Alpen/Zwickl, Niederösterreich-Werbung/Robert Herbst, Raxalpen Touristik, Wiener Alpen/Roman Zach-Kiesling (2), Wiener Alpen/Kremsl
Das Team der Wiener Alpen bringt die Region touristisch voran. Tourismuslandesrat Jochen Danninger und Mariella Klement-Kapeller (Geschäftsführerin der Wiener Alpen in Niederösterreich Tourismus ) präsentieren das neue Pilotprojekt „Mobile Welterbe-Region". (Bildergalerie mit Impressionen der Wiener Alpen!)
Semmering, Rax, Schneeberg – die Namen klingen heimelig nach „guter alter Zeit“, als Österreich noch groß war. Zumindest in der verklärten Geschichtsbetrachtung. Unumstritten ist, dass sie eine gewichtige Rolle in der Entwicklung der Freizeitkultur im Land spielten. Wien ist quasi ums Eck, die Flucht vor dem Trubel und der Hitze der Stadt war immer eine gern genutzte Option. Diese magnetische Anziehungskraft verlor spätestens in Zeiten, als der Flug nach London plötzlich gleich viel kostete wie eine Zugfahrt nach Gloggnitz, an Energie. „Eine der schönsten Regionen der Welt“, wie Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sie bezeichnet, mit Charme und dem großen Potenzial der Semmeringbahn als Weltkulturerbe, wird wieder „aus dem Dornröschenschlaf“ erwachen. Dieses Bekenntnis tut den Touristikern der Region gut und bestätigt, was sie in der Arbeit tagtäglich wahrnehmen: Die Lust auf die altbekannte Sommerfrische, ganz unter dem Motto „Alles tun können, aber nichts müssen“, in dieser verlockenden Kultur- und Naturlandschaft wächst.
Alles hat seine Zeit und die ist reif
In der jüngsten Destinationsstudie des Marktforschungsinstituts MANOVA, dem Bundesverband Österreichischer Tourismusmanager (BÖTM) und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) belegten die „Wiener Alpen“ einen Platz in den Top 10. In den Krisenjahren haben vor allem die naturnahen Regionen an Wertschätzung gewonnen. Was ehedem bei manchen als verstaubt galt, bekam neue Wertigkeit. Das ist kein Ergebnis der Krise, sie legt nur die Lupe auf eine Entwicklung, die längst im Gange war.
Die Wiener Alpen, das ist die Gegend zwischen Wr. Neustadt und Semmering-Kurort, zwischen Rohr im Gebirge und Kirchschlag in der Buckligen Welt. Flach und hügelig ist es dort und zugleich bestimmen mächtige Berge die Landschaft. Hier kann man gut essen und echte Freundschaften schließen. Kultur spielt eine zentrale Rolle mit internationaler Strahlkraft. Nicht nur für den Geist, auch für die Muskeln gibt es viel zu tun, wenn man möchte.
Die Destinationsvertretung hat ihren Sitz in Katzelsdorf, Geschäftsführerin ist seit Jänner Mariella Klement-Kapeller. Um der Vielfältigkeit der Region gerecht zu werden, gibt es u. a. untergeordnet noch Erlebnisregionen für den direkten Kontakt vor Ort und die Vernetzung der Betriebe. Kultur und touristische Entwicklung in der Erlebnisregion Semmering-Rax (es gibt noch solche in der Buckligen Welt und im Wechselland) betreut Manuela Mies. Zwar seien in der Region die Leitbetriebe gut vernetzt, aber gerade die kleineren brauchen Unterstützung, erklärt Mies: „Wir sind viel in der Region unterwegs und versuchen, bestehende Angebote besser zu verknüpfen. Damit entstehen einzigartige Kombinationen, die der Gast buchen kann. Das heißt zusammengefasst, wir spüren touristische Angebote auf, stellen sie in die Auslage und optimieren das Angebot.“ Dazu kommen regelmäßige Vernetzungsabende, wo sich die unterschiedlichen Player beschnuppern und Chancen einer Zusammenarbeit besprechen können.
Von 0 auf 100
Zwischen Semmering und Rax ist viel im Fluss. Projekte wie im Südbahnhotel, Grand Semmering (Kurhaus) oder sogar Grandhotel Panhans wecken die Hoffnung auf eine dynamische touristische Entwicklung. Mies bestätigt die allgemeine Aufbruchsstimmung, gerade im Kulturbereich sprießen die Initiativen, neben den bekannten Festivals sind auch neue, ganzjährige Formate dazugekommen wie zum Beispiel das moz art Festival Gloggnitz. Die Zurückhaltung fällt, viele werden jetzt zu Machern. Dieser touristisch-kulturelle Boom schärft die Notwendigkeit, die Mobilität der Gäste in die und in der Region nachhaltig zu steuern. „Die Aufgaben zum Thema Mobilität gehen uns nie aus“, lacht Manuela Mies. „Mit der Südbahn und Ghega-Strecke sind wir seit 1854 sehr gut an die Großstadt angebunden. Nur hat es von den Bahnhöfen zu den Kulturplätzen und Unterkünften Lücken gegeben.“
Mit dem Mobilitätsprojekt „Mobile Welterbe-Region“ nahm diesen Sommer ein Projekt zur Schließung der letzten Meile Fahrt auf. Bei den individuell buchbaren Kultur- und Wander-Shuttles - (www.semmering-rax.com/shuttle) wird auf das bewährte Postbus-Shuttle-System gebaut. Mit an Bord sind unter anderem die Tourismusgemeinden Breitenstein, Semmering, Reichenau, Payerbach, Gloggnitz und Schwarzau im Gebirge. Gefahren wird von Mittwoch bis Sonntag auch an Zeiten, die ein unkompliziertes Nach-Hause-kommen mit Öffis – zum Beispiel nach einer längeren Wanderung oder abendlichen Kulturevent – ermöglicht. Die individuell buchbaren Shuttles lassen sich via App oder direkt in der Unterkunft buchen. „Wichtig war uns auch, die Hotels, die vorher nicht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar waren (z. B. Hotel Looshaus am Kreuzberg, Knappenhof Hotel & Restaurant, Flackl-Wirt etc.) anzubinden“, so die Erlebnisraumbetreuerin. Das Projekt soll zudem für eine deutliche Entspannung der Parkraum-Situation in der Region sorgen. „Es hat uns überrascht und gefreut, dass das Angebot von 0 auf 100 so gut funktioniert! Das ist den Betrieben zu verdanken, die das Angebot ihren Gästen vor der Anreise kommunizieren und sie bei der Einbuchung des Shuttles tatkräftig unterstützten.“ Das Ziel ist, das Projekt langfristig zu etablieren, noch mehr Haltestellen anzubieten und damit das Angebot der Regionalbusse ideal zu ergänzen. Bereits gut angenommen wurde die verstärkte Frequenz bei den bestehenden Linien, die durch das Höllental und auf das Preiner Gscheid führen. „Mit dem Ausbau unseres öffentlichen Verkehrsnetzes kommen wir unserem Ziel, weg von einer autozentrierten Region, einen großen Schritt näher“, sagt Wiener Alpen-Geschäftsführerin Mariella Klement-Kapeller.
Das Projekt läuft vorerst bis 30. Oktober, an einer adaptierten Umsetzung für den Winter wird gearbeitet. Die Anforderungen sind dann jedoch ganz andere, weil sich die Besucherströme und damit Bedürfnisse verschieben. Gespräche gibt es auch mit der steirischen Seite, konkret dem Naturpark Mürzer Oberland, für eine lückenlose und idealerweise auf dem gleichen System fußende Mobilitätslösung für die Reise in die Berge. Mit der Fertigstellung des Semmering-Basistunnels 2030 wird die Anbindung der Region aus Wien und Graz nochmals deutlich einfacher. Die Fahrzeit zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag für Schnellzüge verkürzt sich dann um etwa 30 Minuten auf nur mehr zirka 15 Minuten. Game Changer heißt das wohl auf neudeutsch für das „Paradies der Blicke“ – so der Slogan der Wiener Alpen mit ihrer Vielzahl an prächtigen Panorama-, Tief- und Gegenblicken.
www.semmering-rax.com