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Ein Nachruf von Brigitte Charwat

Leb wohl, Christa!

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Ihr markantes Lachen war ihr Markenzeichen, mit dem man die in der Branche hochgeschätzte langjährige Chefredakteurin des traveller auch in der weiten Welt der Touristik verband. Am 6. Mai 2023 hat Christa Oppenauer die Bühne des Lebens für immer verlassen und bleibt nicht nur wegen ihres fröhlichen Lachens unvergessen.

Als ich Christa Oppenauer erstmals begegnete – irgendwann Ende der 1990er Jahre – war ich, was die Touristik betraf, noch ein ziemlich ahnungsloser Rookie und konnte mir auch nicht vorstellen, je auch nur ansatzweise mit den Branchengrößen dieser Zeit – zu denen Oppi, wie sie liebevoll von und in der Branche genannt wurde – definitiv gehörte, irgendwann "mithalten" zu können.

Belesen und weitgereist und vor allem der guten alten deutschen Sprache in Wort und Schrift mächtig, hat mich diese schlaksige und tiefgebräunte Frau mit ihrer ganz besonderen Eleganz – ob in Ballerinas oder Flip-Flops – und mit ihrer rauchigen Stimme von Beginn an beeindruckt. Unkonventionell, unkapriziös, authentisch, gerade und ihrem ganz persönlichen Stil stets treu bleibend, beschreiben für mich diese Frau am besten. Von der ich dann ein paar Jahre später das Glück hatte, viel lernen zu können.

"Oppi"-Markenzeichen gibt es viele, mit Sicherheit war ihr lautes wie herzliches Lachen ihr prägnantestes. Sie konnte eigentlich über alles und jeden lachen, ohne dabei Menschen geringzuschätzen oder gar auszulachen. Dass jedoch der "Tschick" auch ein unverkennbares "Christa-Asset" war, ist eine weniger lustige Tatsache. Aber ganz "Oppi", gab es für sie, auch was das Rauchen betraf, keine Konzessionen. Ganz oder gar nicht, obwohl sie natürlich wusste, dass Rauchen nicht gesund ist und dennoch oder vielleicht gerade deshalb, zog sie stets mit großer Leidenschaft an ihrer langen Marlboro.

Der Genuss, eben der depperte Tschick, feines Essen und ein gutes Tröpferl waren Teil ihrer Lebensphilosophie. Kluger Humor und Lachen waren ihr enorm wichtig und übertrugen sich ganz oft auf ihre Freunde, Kollegen, Mitarbeiter und vor allem Mitreisenden. Wer einmal mit Christa auf Reisen war, weiß, wovon ich rede. Solange eine Anreise auch dauern mochte oder so lieblos manche Guides ihre Referate über diese oder jene Sehenswürdigkeit hinunterleierten, "Oppi" brachte es stets kurz und prägnant auf den Punkt und schon wurde aus einer Wikipedia-Tour im fernen Ausland, eine kurzweilige und fröhliche Begegnung. Ich könnte hier reihenweise Erlebnisse von vielen gemeinsamen Reisen aufzählen, die für mich zu einem reichen Schatz an wunderbaren Erinnerungen wurden.

Als ich dann Anfang der 2000er Jahre in ihrem Team andocken durfte, waren damit zwar gemeinsame Reisen erledigt, dafür eröffnete mir Christa die große Welt des Reisejournalismus – in allen Facetten und Spielformen. Wohin mich diese Lehrjahre geführt haben, ist bekannt. Aus dem Rookie wurde ein Geselle und dann, als Christa 2011 in den wohlverdienten Ruhestand ging, übernahm ich das Steuerrad von der langjährigen Chefredakteurin des traveller. Mit Demut, denn wie schon während meiner ersten Begegnung mit ihr, glaubte ich auch diesmal nicht, dass ich dieser Herausforderung und dem Titel, der untrennbar mit dem Namen Christa Oppenauer verwachsen war, gerecht werden würde.

Christa hat aus dem Lehrling eine leidenschaftliche Touristikerin gemacht, ohne viel Aufsehen und vielleicht auch ohne, dass sie das wirklich beabsichtigt hatte. Gelungen ist es ihr, glaube ich ganz gut, auch wenn auch ich längst zum ausgedienten Eisen zähle und die Zügel des traveller – den es ja so, wie ihn Christa und in weiterer Folge ich lenken durften – nicht mehr gibt und auch nicht mehr geben wird. Gelungen ist ihr aber vor allem, dass ich von der besten "Sprachpolizistin" neben viel fachlichem Wissen, mehr als in bescheidenem Schuldeutsch zu schreiben gelernt habe. Beistriche waren ihr heilig, manche Wörter und Redewendungen ein Gräuel und die Nutzung von Fremdwörtern sowieso verpönt. Die wöchentlichen traveller-Produktionen wurden für mich zur regelmäßigen Deutschstunde und hörte ich im Rahmen des wöchentlichen Korrekturlesens dann das kehlig-laute "Gittiiii" ums Büroeck rufen, wusste ich, was Sache war.

Liebe Christa,
mach’s gut auf Deiner letzten Reise. Dein Lachen wird den Himmel rocken!
Und bitte verzeih den einen oder anderen Beistrichfehler, manche lernen’s eben nie …


Christa Oppenauer wird am 22. Mai 2023 um 13:00 Uhr am Friedhof Pötzleinsdorf verabschiedet.




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