Nachdem China angekündigt hat, die Ausstellung von Reisepässen wieder aufzunehmen, führen nun einige Länder verschärfte Einreiseregeln für China ein. Hintergrund: Die Angst vor der Rückkehr der Pandemie durch den Zustrom chinesischer Touristen ist groß.
Die chinesische Regierung will nach eigenen Angaben die Ausstellung von Reisepässen an ihre Bürger wiederaufnehmen. Die jüngste Entscheidung könnte ausgabefreudige chinesische Touristen zum chinesischen Neujahrsfest, das am 22. Januar 2022 beginnt und normalerweise die verkehrsreichste Reisezeit des Landes ist, zu umsatzschwachen Zielen in Asien und Europa "entsenden". "Es stellt aber auch die Gefahr dar, dass sie Covid-19 verbreiten könnten, wenn die Infektionen in China zunehmen", so "Travel Weekly".
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, versprach zumindest, dass China "mit allen Ländern zusammenarbeiten" werde, um "die Sicherheit und Stabilität der globalen Industrie- und Lieferketten wiederherzustellen und die Erholung der Weltwirtschaft zu fördern". Den gesundheitlichen Aspekt sprach Wang nicht an.
Die Reisedienstleistungsunternehmen Trip.com und Qunar teilten mit, dass internationale Ticketbuchungen und Suchen nach Visa-Informationen auf ihren Websites nach der Ankündigung vom Dienstag um das Fünf- bis Achtfache gestiegen sind, so der US-Sender "CNBC". Zu den Top-Destinationen bei den Suchen gehörten Japan, Thailand, Südkorea, die USA, Großbritannien und Australien. Einige Länder haben auf die chinesische Infektionswelle reagiert, um von chinesischen Touristen und weiteren chinesischen Einreisenden Covid-19-Tests zu fordern.
Eine kurze Übersicht:
Großbritannien und Deutschland wollen die Situation beobachten, erwägen jedoch keine neuen Beschränkungen für chinesische Reisende, so die "BBC". Doch Italien will obligatorische Covid-19-Tests für alle Passagiere aus China einführen. In einem Flugzeug aus China, der am 26. Dezember auf dem Airport Mailand Malpensa landete, wurde festgestellt, dass 52 Prozent der Passagiere positiv auf Covid getestet wurden. Die Zeitung "La Repubblica" hatte ausgiebig über den Vorfall berichtet.
China hatte mit Beginn der Covid-19-Pandemie Anfang 2020 die Ausstellung von Visa für Ausländer und Reisepässe für die eigene Bevölkerung eingestellt.
Die Nationale Einwanderungsbehörde Chinas führt in einer Mitteilung aus, dass sie am 8. Januar mit der Annahme von Anträgen auf Reisepässe für Touristen ins Ausland beginnen. China werde auch die Aufnahme ausländischer Besucher "allmählich wieder aufnehmen", sagte die Behörde. Es gab keinen Hinweis darauf, wann Touristenankünfte aus dem Ausland wieder aufgenommen werden könnten.
Gesundheitsexperten und Ökonomen erwarten, dass die Kommunistische Partei Chinas die Reisebeschränkungen nach China bis mindestens Mitte 2023 beibehält.
Vor der Pandemie hatte vor allem die europäische Luxusbranche von der Ankunft chinesischer Touristen profitiert, berichtet die "Financial Times". Beim deutschen Incoming-Geschäft spielten chinesische Touristen eine wichtige Rolle.
Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) startete im Jahr 2019 eine Werbekampagne für chinesische Shopping-Touristen. "Deutschland ist das beliebteste europäische Reiseziel chinesischer Touristen. Dazu trägt unser sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und das umfangreiche Angebot für Shopping-Reisen bei", erklärte damals Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT. "Unsere marktspezifischen Kampagnen setzen auf Inspiration, um konsumfreudige Chinesen für weitere Deutschlandreisen zu begeistern. Unser Kooperationspartner Alipay hat bereits Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit und am Aufbau einer Marke 'Germany Shopping Festival' bekundet."
China war vor der Pandemie mit großem Abstand der wichtigste asiatische Quellmarkt für den deutschen Incoming-Tourismus – mit vielversprechenden Perspektiven. 2018 wurden erstmals mehr als drei Mio. Übernachtungen in Deutschland gezählt, für 2030 sieht die DZT ein Potenzial von fünf Mio. Übernachtungen aus China.
Chinesische Touristen geben für ihre Deutschland-Reise laut World Travel Monitor/IPK 2019 im Durchschnitt 3473 Euro pro Reise beziehungsweise 457 Euro pro Nacht aus. Das ergibt einen Gesamtumsatz für die Deutschland-Reisen aus China 2018 von sechs Mrd. Euro. Rund die Hälfte der Gesamtausgaben während ihrer Europa-Reisen verwenden die Chinesen nach Angaben von Travel Easy für Shopping. Mehr als zwei Drittel nutzen bereits die Möglichkeiten von Mobile Payment.
Dieser Text erschien zuerst auf www.fvw.de.