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"Der Fußabdruck wird zum Maß aller Dinge"

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Bei der Business Travel Lounge im Marriott (v. l.): Alfred Posch (Uni Graz), Romana Rauter (Uni Graz), Sabine Toplak (Accor), Angela Lille (Erste Group Services), Karin Huber-Helm (csr and communication) und ABTA-Präsident Roman Neumeister
Bei der Business Travel Lounge im Marriott (v. l.): Alfred Posch (Uni Graz), Romana Rauter (Uni Graz), Sabine Toplak (Accor), Angela Lille (Erste Group Services), Karin Huber-Helm (csr and communication) und ABTA-Präsident Roman Neumeister

EU-Green Deal und  Corporate Sustainability Reporting Directive – Experten gaben Antworten bei der ABTA Business Travel Lounge im Marriott Wien.

Wie können sich angesichts der ehrgeizigen CO₂-Reduktionsziele des Green Deals der EU die geschäftlichen, aber auch privaten Flugreisen in Österreich weiterentwickeln? Was bedeutet die CSRD für Unternehmen und welche sind betroffen? Welche konkreten ersten Maßnahmen und Aktivitäten können die Unternehmen setzen? Solchen Fragen und Themen widmete sich die ABTA jüngst in ihrer Business Travel Lounge im Vienna Marriott Hotel mit zwei Top-Referaten. Prof. Dr. Alfred Posch und Assoz. Prof. Dr. Romana Rauter von der Uni Graz legten die ersten Ergebnisse einer neuen Studie unter dem Titel "Transflight – shaping the future of air travel" vor, die geschäftliche Flugreisen in österreichischen Unternehmen untersucht. Mag. Karin Huber-Heim, Executive Director des Circular Economy Forum Austria und eine Expertin auf dem Gebiet der Umsetzung von Dekarbonisierungsziele in Unternehmen, informierte über die notwendigen Schritte in diesem zunehmend komplexer werdenden Bereich.

Die Richtung ist eindeutig

Möglichst unabhängig werden von CO₂ lautet das Ziel der Luftfahrt, dem man durch "Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung" näher kommen will. In der Transflight-Studie wurden österreichische Unternehmen zu Ihren Klimazielen, aber auch zu konkreten Umsetzungsmaßnahmen befragt. Die Vorteile liegen ganz klar im Effizienzgewinn und in den Kosteneinsparungen, wie Prof. Rauter ausführte. Gelingen kann eine erfolgreiche Dekarbonisierung nach Meinung der Befragten durch konkrete Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung und zum Beispiel einer "Think-Twice-Travel-Policy", um unter anderem mehr Bahnfahrten und die Bündelung von Terminen zu erzielen. Das Top-Management des Unternehmens müsse derartige Projekte tragen, damit sie erfolgreich werden, waren sich alle Diskussionsteilnehmerinnen einig.

In der Studie wurde auch festgestellt, dass Kunden und Partner zunehmend Druck auf Unternehmen erzeugen, nachhaltiger zu agieren. Und auch New Work mit mehr Homeoffice und virtuellen Besprechungen verändert die Sicht auf Geschäftsreisen, die längst kein Statussymbol mehr sind.

An der Befragung ("Entscheidungskriterien bei der Planung von Geschäftsreisen") haben 14 Unternehmen teilgenommen, von der Autoindustrie über Unternehmensberatung bis hin zur außeruniversitären Forschung. Neun davon haben mehr als 500 Mitarbeiter. Weitere Infos zur Studie unter transflight.uni-graz.at/de/ bzw. auf www.abta.at.

Eine Maßnahme, die sich aus dem Green Deal der EU ableitet, ist die CSRD (Corporate Sustainable Reporting Directive). In verschiedenen Schritten bis 2026 werden immer mehr Unternehmen von einer intensiven Berichtspflicht betroffen sein. Expertin Karin Huber-Heim stellte die zahlreichen Strategien und Rechtsakte vor, die hier "wie ein Uhrwerk" ineinandergreifen werden. Auch dies mit dem Ziel, ressourcenschonendes Wirtschaften zu unterstützen.

Neue, erweiterte Risikobetrachtung

Es gibt Vorgaben für nachhaltige Investitionen, um mehr Geld in solche Aktivitäten zu lenken. Eine zentrale Rolle dabei spielt die "EU Taxonomy", also die Kreditvergabe durch Banken auf Basis einer Nachhaltigkeitsbewertung des Unternehmens. "Unnachhaltige" Unternehmensentscheidungen haben Risikoaufschläge zur Folge. Im Rahmen von CSRD müssen Unternehmen ihre Beiträge zu den EU-Klimazielen sowie Geschäftsrisiken durch Klimawandel offenlegen. Dies gilt ab 2024 für große börsennotierte Unternehmen, ab 2025 für große nichtbörsennotierte Betriebe und ab 2026 für börsennotierte KMU. Zu berichten sind auf Basis der European Sustainable Reporting Standards wichtige Aspekte wie Governance, Strategie und Risikomanagement. Mit diesen Maßnahmen, so die Referentin, "rutscht das Thema Nachhaltigkeit vom Marketing endgültig in die Bereiche Compliance und Accounting", dem "Greenwashing" wird ein Riegel vorgeschoben. "Der ökologische Fußabdruck wird ab jetzt zum Maß aller Dinge", fasste Karin Huber-Heim zusammen. Für Airlines und Geschäftsreisen hat dies zur Folge, dass sie sich "smarte Ziele setzen und diese auch messen müssen".

In der abschließenden Diskussion, an der sich auch die online zugeschalteten ABTA-Mitglieder beteiligten, kam u.a. das Thema der Kompensationszahlungen für CO₂-Emissionen von Flugreisen zur Sprache. Wie Huber-Heim betonte, hat Dekarbonisierung nichts mit Kompensation zu tun. Bei letzterer fließe Geld in oft problematische Projekte. Dies sei nur ein "momentanes Pflaster", aber keine Dauerlösung. Damit seien CO₂-Kompensationen letztlich nichts anderes als Greenwashing.Weitere Infos zu dem Thema unter www.csr-and-communication.com.

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