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90 Filialen vor dem Aus

Galeria könnte Reisebüros komplett ausgliedern

FVW Medien/HMJ
Galeria Reisebüros waren ebenso wie die Warenhäuser von den Schließungen während der Corona-Pandemie betroffen.
Galeria Reisebüros waren ebenso wie die Warenhäuser von den Schließungen während der Corona-Pandemie betroffen.

Der insolvente Warenhausfilialist will deutlich mehr Filialen dichtmachen als erwartet. Das berichtet die wie fvw|TravelTalk in der dfv Mediengruppe erscheinende "Lebensmittel Zeitung". Unklar ist, was das für die Reisebüros in den betroffenen Häusern bedeutet.

Wie berichtet hatten bereits im ersten Insolvenzverfahren etwa 80 Galeria-Reisebüros ihre Pforten schließen müssen. Immerhin 25 der ehemals zur Thomas-Cook-Gruppe gehörenden Agenturen wurden von DER Touristik übernommen.

Die neue Zahl von bis zu 90 Kaufhaus-Schließungen wird nach Informationen der "Lebensmittel Zeitung" in einer E-Mail des Gesamtbetriebsrats an die Beschäftigten genannt. Zuletzt hatte Galeria-Chef Miguel Müllenbach in einem Zeitungsinterview noch davon gesprochen, dass "mindestens ein Drittel" der 131 Häuser geschlossen werden würden, also etwa 45. Damit würde es sich nun sogar um die doppelte Anzahl handeln.

In den übrigbleibenden Filialen soll zudem das Personal um bis zu 30 Prozent verringert werden. Insgesamt hat Galeria noch etwa 17.000 Beschäftigte. Das Unternehmen hat sich auf "LZ"-Anfrage nicht zu konkreten Zahlen geäußert.

Harte Betriebsrat-Kritik

Was die mögliche Schließung der bis zu 90 Häuser für die Reisebüros bedeuten wird, ist noch unklar. In dem Schreiben wird nach "LZ"-Informationen jedoch angedeutet, dass der Reisebereich und die zugehörigen Mitarbeiter komplett in eine eigene Gesellschaft überführt werden könnten. Sie wären dann nicht mehr Teil von Galeria.

Der Gesamtbetriebsrat kritisierte die Pläne scharf. "Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form", heißt es dem Bericht zufolge. Personalabbau und Ausgliederung seien die "kreativen Lösungen" des Managements.

In der Kritik steht die vom Österreicher René Benko gegründete Signa-Holding. Der Immobilienkonzern hatte Karstadt und Kaufhof übernommen und zu Galeria zusammengeführt. Zur Rettung der Häuser sind bereits gigantische Summen als sogenannte Nachrangdarlehen an Signa geflossen. Insgesamt erhielt das Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren 710 Mio. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Geholfen haben sie offenbar nicht.

Kaufinteressent Schön

Als Kaufinteressent für bis zu 47 Galeria-Filialen in Deutschland hat sich dem "Westfälischen Anzeiger" zufolge Markus Schön von Buero.de selbst ins Spiel gebracht. Unter dem Namen "Schön hier" wolle er sie mit einem "warenhaustypischen" Sortiment weiterführen. Wie er ein solches Projekt finanzieren will, sagt er nicht.

Dass Warenhausketten nach wie vor funktionieren können, zeigen die mehr als 30 Filialen der Stolz-Kaufhäuser im Norden. Allerdings sind diese mit ihrem Angebot sehr stark auf eine touristische Klientel ausgerichtet und befinden sich zum weitaus größten Teil direkt an der Nord- und Ostseeküste.

Grundsätzlich hat das Kaufhaussegment weltweit Probleme. Vor allem der Online-Handel bedroht die Existenz von Galeria unter anderen.






Dieser Text erschien zuerst auf www.fvw.de.

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