Austrian Airlines mustert sein letztes Propellerflugzeug aus. Der traveller durfte dieser Tage einen der letzten Dash 8 Linienflüge begleiten.
Austrian Airlines: Ein letztes „Servus“ für eine Legende
Es war ein sonniger Freitagmorgen als die Passagiere am Flughafen Schwechat eine der letzten verbliebenen Austrian Dash 8 für ihren Flug nach Mailand besteigen. Wie gewohnt wurden die Fluggäste von der charmanten Austrian-Crew am Eingang begrüßt, bevor sich die Türen schloßen und wir in Richtung Norditalien abhoben. Die Passagiere und ich waren damit ein Teil jener rund 20,4 Millionen Fluggäste, die in den vergangenen 20 Jahren mit einer Austrian Airlines Dash 8-Q400 an ihr Ziel geflogen sind.
Der Flug in die Wirtschaftsmetropole Mailand war am Freitag gut gebucht und so wie es derzeit aussieht, kehrt mit den neu gewonnenen Reisefreiheiten auch wieder die Reiselust der Passagiere zurück. Das geschäftige Treiben am Flughafen Wien erinnerte in den frühen Morgenstunden bereits wieder an die Zeit vor Corona.
Für unsere vierköpfige Crew war der Flug nach Mailand bereits ein kleiner Abschied. Ein Abschied von einem liebgewonnenen Flugzeug, das über 20 Jahre lang der Arbeitsplatz für hunderte Austrian-Mitarbeiter wie unsere heutigen Kapitäne, Mario Wille und Jürgen Bachmaier, war. Wie die Fluglinie errechnet hat, wurden mehr als 237 Millionen Flugkilometer – das entspricht 310-mal der Strecke zum Mond und zurück – mit der Austrian Dash 8-Q400-Flotte in den vergangenen 20 Jahren zurückgelegt. Dabei wurden von den Pilotinnen und Piloten ganze 5,3 Millionen Mal die Checklisten gelesen, 52.000 Kilometer bei den Vorflugkontrollen rund um das Flugzeug zurückgelegt und mehr als 520.000 sichere Landungen absolviert. Einst bestand die Dash 8-Q400-Flotte von Austrian Airlines aus stolzen 18 Einheiten.
Für die Mödlinger Flugbegleiterin Nadine Vetter war der Flug mit etwas Wehmut verbunden. Vor 15 Jahren begann sie ihre Karriere bei Austrian Airlines mit einer Ausbildung zur Flugbegleiterin auf einer Dash 8, wie Sie dem
traveller erzählt:
„Für Flugbegleiter ist das erste Flugzeug auf dem man ausgebildet wird, immer etwas ganz Besonderes. Nach 15 Jahren kennt man das Flugzeug in- und auswendig, weshalb heute auch schon etwas Wehmut mitfliegt“. An dem Flugzeug hängen zahlreiche persönliche Erinnerungen:
„Die Dash 8 hat uns während der ganzen Zeit immer sicher und unfallfrei an unser Ziel gebracht. Nur mit diesem Flugzeugtyp konnten wir in der Vergangenheit so schöne Destinationen wie das schweizerische Lugano anfliegen“ schwärmt
Vetter.
Doch nicht nur die Flugbegleiter und Piloten werden die Dash 8-Q400 künftig vermissen, auch so mancher Passagier hat das komfortable Regionalflugzeug in den letzten 20 Jahren auf einen der zahlreichen Austrian-Kurzstreckenflügen schätzen gelernt:
„So mancher Passagier hat davon gesprochen, dass das Propellergeräusch beruhigend auf ihn gewirkt hat und er deshalb leichter an Bord einschlafen konnte. Einige Passagiere werden die Dash daher ganz sicher vermissen“ scherzt
Vetter. Gerade in Zeiten von Corona konnte die 76-sitzige Dash 8 mit ihrem überschaubaren Sitzplatzangebot und ökonomischen Verbrauch nach 20 Jahren noch einmal überzeugen. Das Regionalflugzeug des kanadischen Flugzeugproduzenten war bestens geeignet, um Flugstrecken mit geringer Auslastung wirtschaftlich erfolgreich betreiben zu können. Gerade nach dem Lockdown-Neustart im vergangenen Jahr wurden deshalb viele Flüge mit der Dash 8-Q400 bei Austrian durchgeführt.
Doch die Zeiten des letzten Propellerflugzeuges innerhalb der Austrian-Flotte waren bereits vor der Krise gezählt. Noch vor Ausbruch der COVID-19 Pandemie hat man sich bei der Lufthansa-Tochter dazu entschlossen, die kleinen Regionalflugzeuge aus der Flotte zu nehmen und durch die bestehenden Embraer 195 Jets zu ersetzen.
Ein Abschiedsflug in die frühere Heimat der Dash
Der allerletzte Flug wird am 31. Mai mit einem Flug von Schwechat nach Innsbruck zu Ende gehen. Warum gerade diese Strecke? Weil die mittlerweile in der AUA-Marke aufgegangene Tochter „Tyrolean Airways“ ab April 1980 als erste Fluglinie in Europa auf die Dash setzte. Der damalige Tyrolean Geschäftsführer Mag. Jakob Ringler hatte als erster in Europa das Potential des kanadischen Flugzeugtyps erkannt und diesen als Erstkunde in Betrieb genommen.
Im Rahmen einer kleinen Feier wird man am 31. Mai sowohl in Innsbruck als auch am Flughafen Schwechat noch einmal an die großen Erfolge des Flugzeugtyps bei Austrian Airlines erinnern.
Für viele Piloten beginnt nun die Zeit der Umschulung auf einen anderen Flugzeugtyp innerhalb der Austrian Flotte. Mit 19.250 Stunden Flugerfahrung blickt Flugkapitän Mario Wille auf unserem heutigen Flug schon wehmütig auf die zurückliegenden Jahre zurück:
„Ich werde mich wohl auf keinen anderen Flugzeugtyp mehr so wohl fühlen, wie auf unserer Dash 8“.