Das Mitarbeiterproblem in der touristischen Leistungskette erreicht beinahe pandemische Züge und ist mittlerweile fast so virulent, wie jene unsympathische Mikrobe – gibt es überhaupt sympathische Bazillen? – die der ganzen Welt eine Mega-Misere eingebrockt hat. Dabei werden dem globalen Tourismussektor, gerade was die Beschäftigung betrifft, goldene Jahre weisgesagt.
Eigentlich ist’s ja nicht ganz korrekt, dem fiesen Winzling aus Wuhan alleine und ausschließlich den Schwarzen Peter fürs große Mitarbeiter-Loch – in das die Reise- und Tourismuswirtschaft gerade zu stürzen droht – umzuhängen. Weil ehrlicherweise man bereits vor Corona – ob im Reisebüro und bei Reiseveranstaltern, bei Airlines oder im Hotel- und Gastgewerbe – auch nicht mehr wirklich aus dem Vollen geschöpft hat und gerade in den Reisebüros die Fluktuation eine, sagen wir mal, beständige war. Das Gwirks um gute Mitarbeiter ist also nicht wirklich unbekannt oder neu, sondern erreicht in post-pandemischen und wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur die nächste Dimension. Und die stellt die gesamte Reise-Dienstleistungsbranche vor enorme, möglicherweise nur schwer bewältigbare Herausforderungen.
Dann nämlich, wenn man die Augen vor der neuen Realität und den damit einhergehenden Veränderungen im Konsum- und Einkaufsverhalten – wozu auch Reisen buchen zählt – nach dem „des ham ma immer schon so gemacht“ Grundsatz verschließt und alte Denkmuster und längst in die Jahre gekommene Arbeitszeitmodelle partout nicht neu denken möchte. Das wird man aber müssen, denn der jetzt ins Arbeitsleben eintretende junge Mensch, ist ein der digitalen und mobilen Entwicklung schon sehr angepasster. Er möchte auch nicht nicht, sondern einfach nur anders arbeiten. Er möchte seinen Job – den er oft zufällig und nicht bewusst wählt – flexibel und ohne Zeitzwang, in seinen Alltag integrieren. Und sein Alltag wiederum soll ihm ein Höchstmaß an Freiraum und Freizeit gewährleisten, Arbeiten wie es dereinst noch die Eltern taten, von neun bis fünf, 40 Stunden die Woche und mitunter auch samstags, steht nicht auf seinem beruflichen Wunschprofil.
Genau hier kommt jetzt der eingangs erwähnte mikrobische Unsympathler ins Spiel, denn dank ihm wurden Homeoffice und Teleworking en vogue und haben auch bei manch altgedienterem Branchenhasen zu einer neuen Verhältnismäßigkeit zwischen Berufs- und Privatleben geführt. Was nach langen Jahren in der Reisebranche oft sogar bis zum finalen Ausstieg führt. Womit viel Wissen, Erfahrung und Kompetenz unwiederbringlich verloren gehen.
Weil es aber ist, wie es eben ist, gilt es nun im Leben nach Corona entsprechend zu reagieren. Was für die Gegenwart und gerade für die Zukunft daraus wird, liegt alleine daran, was man jetzt daraus macht. Gerade im Mitarbeiterthema, das sich nicht von alleine in Nichts auflösen wird. Touristik, Hotellerie und Gastronomie suchen händeringend nach Personal, werden in ihren Ansprüchen gezwungenermaßen auch bescheidener oder locken, etwa wie die Schweizer Gategroup mit Sonderboni für den noch verbliebenen staff. Damit der ob Krankheit ja nicht zu lange ausfällt. Und selbst dann, so cool kann der Job und Arbeitgeber gar nicht sein, sind die Personallöcher kaum stopfen. Was, wie etwa bei British Airways bereits zur Streichung von rd. 1.000 Flügen für die bevorstehende Sommersaison führt und das wird leider kein Einzelschicksal des britischen Homecarrieres bleiben.
Dabei, und das ist jetzt die Frohbotschaft, prognostiziert das World Travel & Tourism Council (WTTC) in seinem jüngsten Economic Impact Report (EIR), dass der globale Tourismusmussektor mit voraussichtlich 126 Millionen neuen Arbeitsplätzen in den nächsten zehn Jahren weltweit DER Jobmotor schlechthin sein und jeder dritte aller neuen Arbeitsplätze aus diesem Wirtschaftszweig hervorgehen wird. Begründet wird diese Hoffnung machende Prognose damit, dass die globale Reise- und Tourismuswirtschaft einer der starken Treiber im weltweiten wirtschaftlichen Erholungsprozess darstellt. Weil das BIP der Reise-und Tourismusbranche gemäß EIR in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich um jährlich durchschnittlich 5,8 % ordentlich wachsen wird.
Klingt vielversprechend, wo man allerdings zwischenzeitlich die dringend benötigten Mitarbeiter herbekommt, um nicht am halben Weg vor die sprichwörtlichen Hunde zu gehen, bleibt selbst im EIR und mit größtem Optimismus für die angesagte Zeitenwende unbeantwortet und ein großes Fragezeichen.