Der Reisekonzern hat mit der deutschen Regierung einen Plan zur vollständigen Tilgung der staatlichen Finanzhilfe in der Corona-Krise vereinbart. Der Reiseboom füllte die Kassen des Unternehmens.
Die noch ausstehende Stille Einlage des Staates sowie eine Optionsanleihe werde zum Preis von mindestens 730 Mio. Euro zurückgezahlt, teilte TUI mit. Das Geld dafür soll aus einer Kapitalerhöhung kommen. Der Aufsichtsrat des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) habe dem Fahrplan zugestimmt. "Zügige Rückführung der Staatshilfen war immer unser Ziel", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt: Die TUI ist stabil und auf dem Weg zurück zu nachhaltigem, profitablem Wachstum." Die Aktionäre müssen auf der Hauptversammlung im Februar 2023 den Kapitalmaßnahmen zustimmen.
Der deutsche Staat stützte TUI wegen des völligen Einbruchs im Reisegeschäft 2020 mit insgesamt 4,3 Mrd. Euro, um eine Insolvenz zu verhindern. Die Summe teilte sich auf in drei Milliarden Euro Kredit der Staatsbank KfW und bis zu 1,3 Milliarden Euro Kapitalspritze in Form von stillen Einlagen. TUI hat bisher schon drei Mal das Kapital erhöht, um die Krisenhilfen zurückzuführen. Die noch bestehende KfW-Kreditlinie soll weiter deutlich reduziert werden.
Wieder Gewinn nach Pandemiejahren
Die große Reiselust im Sommer hat dem Tourismuskonzern nach der Coronakrise erstmals wieder einen Gewinn beschert. Der Umsatz war im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022 mit 16,55 Mrd. Euro fast viermal so hoch wie im Vorjahr, als Reisebeschränkungen während der Pandemie das Geschäft mit Pauschalreisen und Kreuzfahrten erschwerten. Der bereinigte Betriebsgewinn belief sich auf 409 Mio. Euro nach zwei Milliarden Euro Verlust. Gerettet hat die Bilanz das saisonal stärkste Schlussquartal von Juli bis September mit rund einer Milliarde Euro Vorsteuergewinn. Die Gästezahl habe mit 7,6 Millionen 93 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 erreicht.
"Der Tourismus bleibt ein langfristiger und attraktiver Wachstumssektor", erklärte TUI-Chef Sebastian Ebel. Die Formel für profitables Wachstum des weltweit größten Reisekonzerns laute neue Produkte, zusätzliche Kunden, mehr Marktanteile. "Wir erwarten auch ein solides und gutes Jahr 2023, sind uns der externen Marktfaktoren aber sehr bewusst", ergänzte Ebel. TUI berücksichtige beim Ausblick die Auswirkungen von Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie, Inflation und hoher Energiepreise sowie Wechselkursausschläge. Im Winter 2022/23 werde ein Programm in etwa auf Vorkrisenniveau geplant. Mit 2,7 Millionen Buchungen sei schon gut die Hälfte verkauft. Nach wie vor buchten die Urlauber kurzfristig. Für das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2023 rechnet der Konzern mit einem starken Umsatzanstieg und deutlich höherem Betriebsgewinn.