Tirol und Vorarlberg haben wieder aufgesperrt. Mit Sonntag ging der Lockdown für Geimpfte und Genesene zu Ende und es gelten die vom Bund definierten "Mindeststandards" mit der gänzlichen Öffnung bis auf Nachtgastronomie und Apres-Ski-Lokale.
Ein Gästeansturm blieb logischerweise aus, aber die Verantwortlichen berichteten von viel Optimismus und Erleichterung in der Branche und einer steigenden Nachfrage auf Silvester hin.
"Sensationelle Winterbilder, viel Optimismus. Die Betriebe, Hotels wie Wirte, sind einfach froh, dass sie endlich wieder aufsperren können", zog der Tourismusobmann in der Tiroler Wirtschaftskammer, Landtagsabgeordnete und Hotelier Mario Gerber (ÖVP) am Sonntag eine erste Bilanz. Autokolonnen in die Skigebiete hätten sich logischerweise nicht gebildet. Dies sei auch nicht zu erwarten gewesen. Hinzu komme, dass der Sonntag kein klassischer Anreisetag sei und es derzeit in den Herkunftsländern der meisten Tirol-Gäste noch keine Ferien gebe, sah der Touristiker den prognostizierten "sanften Start" eingetreten. Doch etwa aus dem Paznaun- und Ötztal habe er schon einige Rückmeldungen und Berichte über Gäste, die bereits in der Früh anreisten und die Pisten unsicher machten.
Im Laufe der kommenden Woche und am darauffolgenden Wochenende rechne man dann schon mit etwas mehr Gästeaufkommen. "Für Weihnachten ist das Buchungsverhalten zwar noch etwas verhalten, aber es steigt", so Gerber. Silvester sei hingegen schon "gut gebucht". Man hoffe nun quasi unter anderem auf die Macht der Winterbilder, die viele Gäste zu einem Urlaub in Tirol animieren sollen. Erste Rückmeldungen von den Hotels würde zudem keine Probleme bei den Corona-Kontrollen – Stichwort 2G – zu Tage treten lassen.
Auch was die Frequenz in den Tiroler Lokalen und Wirtshäusern am Sonntag betrifft, hatte Gerber vor allem "Good News" auf Lager: "Die Gasthäuser sind sehr gut gebucht". Viele Tiroler wollten sich offensichtlich "das erste Schnitzel" auswärts seit ein paar Wochen nicht entgehen lassen.
Dies konnte auch Alois Rainer, Gastronomieobmann in der Wirtschaftskammer Tirol, bestätigen. "Es ist ein positiver Start", sagte er der APA. Rainer hoffte nun auch auf eine weitere Steigerung der Durchimpfungsrate, damit auch die bisher nicht Geimpften wieder "einkehren" können. Denn dies sei vor dem Lockdown für alle schon ins Gewicht gefallen. Ebenso wie abgesagte Weihnachtsfeiern oder andere Firmenfeste. Auch dies habe die Gastronomie zu spüren bekommen. Die Umsatzeinbußen im Herbst und Frühwinter der Lokale und Restaurants seien "massiv", erklärte Rainer. Diese seien nicht zuletzt auf den Wegfall der erwähnten Feste sowie auch der immer beliebter werdenden "Spezialitätenwochen" zurückzuführen.
Neben Gastro- und Hotellerie öffneten am Sonntag auch erstmals die Christkindlmärkte im Bundesland. In der Landeshauptstadt Innsbruck herrschte am frühen Nachmittag zwar kein allzu großes Gedränge, da und dort, vor allem am Marktplatz, war aber durchaus reges Treiben festzustellen. Die Märkte in Innsbruck öffneten übrigens eingeschränkt und mit Auflagen. So blieben in der Altstadt die Gastronomiestände geschlossen. Sie verfügten aufgrund der örtlichen Gegebenheiten in den engen Gassen und Straßen nicht über ausreichend Platz, um die Verordnungsauflagen sicher und gewissenhaft durchzuführen, hieß es seitens der Verantwortlichen. Verpflegung gebe es aber in den ansässigen Restaurants und Lokalen.
Eine Regelung in tourismusintensiven Orten macht es zudem möglich, dass die Unternehmen und Geschäfte im Zentrum von Innsbruck bereits am Sonntag aufsperren durften. Davon machten bei einem Lokalaugenschein aber bei weitem nicht alle Gebrauch.
Tirol öffnete gemäß der vom Bund definierten Mindeststandards. Auf konkrete landesspezifische Verschärfungen wie in Vorarlberg verzichtete die schwarz-grüne Landesregierung.
Herantasten an den Vollbetrieb
Auch Vorarlberg hat am Sonntag nach dem Lockdown wieder aufgesperrt. "Vom Vollbetrieb sind wir noch weit weg", sagte Vorarlbergs Tourismusdirektor Christian Schützinger. Rund zehn Prozent der Hotels und Beherbergungsbetriebe hätten am Sonntag geöffnet, am kommenden Wochenende werden es aber bereits etwa 80 % sein. Wie in der Hotellerie war auch in der Gastronomie die Erleichterung groß. Die Lokale öffneten zum Großteil.
Von Gäste-Autokolonnen und ähnlichem war ebenfalls keine Spur. Die Betriebe hätten den Sonntag vor allem zum "Einarbeiten" und vorbereiten auf die nun endlich startende Wintersaison genutzt, so Schützinger. "Die Erleichterung ist groß. Es herrscht durchaus eine gelöste Stimmung, wenn auch viel Respekt", beschrieb Vorarlbergs oberster Touristiker die Stimmung.
Man taste sich nun langsam an den Vollbetrieb heran. Diesbezüglich sei die Lage eine andere als in Tirol, wo der Gästezustrom wegen der dortigen Gletscherskigebiete schneller vonstatten gehe. Das sei aber auch normal, schließlich befinde man sich noch in der Vorsaison. Auffällig und positiv sei am Sonntag in den Skigebieten etwa gewesen, dass durchaus verstärkt Tagesausflügler aus Bayern oder Baden-Württemberg die Vorarlberger Skipisten bevölkerten.
Unterdessen berichtete der ORF Vorarlberg, dass sich Sonntagfrüh an so manchem Skikarten-Schalter im Bregenzerwald lange Schlangen bildeten. Der Grund: Auch Saisonkarten-Besitzer mussten sich, zum Teil erneut, für das Skigebiet mit dem Impfzertifikat registrieren lassen. Verschärft hat sich die Situation auch dadurch, dass nicht nur Tageskartenkäufer ihr Impfzertifikat zeigen mussten, sondern auch "3-Täler-Pass"-Besitzer, die sich bereits in einem anderen "3-Täler-Pass"-Skigebiet registriert haben. Der Grund seien unterschiedliche Karten-Systemanbieter. Schützinger zeigte sich aber optimistisch, dass sich alles bald einspielen werde und lange Warteschlangen vor den Skikassen bald der Vergangenheit angehören.
Mittel- und langfristig versprühte der Touristiker jedenfalls Optimismus für die Wintersaison im "Ländle". Vorarlberg weise wie das Nachbarbundesland Tirol bereits eine gute Buchungslage für Silvester auf, Weihnachten sei klarerweise schwieriger, weil es sich dabei vor allem um Familienurlaube handle - und hier die Frage der deutschen Einreiseverordnung bzw. der Quarantäneregelung für Kinder unter zwölf Jahren noch ein Hemmnis sei, wies Schützinger hin.
Erleichterung war am Sonntag unterdessen auch unter den Vorarlbergern Wirten und Restaurantbetreibern zu spüren. "Es ist gut gelaufen", sagte Mike Pansi, Sprecher der Fachgruppe Gastronomie in der Vorarlberger Wirtschaftskammer und fügte hinzu: "Wir hoffen, dass wir den kurzen Advent mitnehmen können und dann ein gutes Weihnachtsgeschäft machen". Die Vorarlberger seien am Sonntag durchaus eifrig eingekehrt, wenngleich es sich um eine "normale Frequenz" gehandelt habe.
Bei allem Optimismus gibt es aber auch Sorgen: Einige hätten unter anderem nicht geöffnet, weil der Ausschank von Alkohol auf den Christkindlmärkten verboten worden sei und es sich deshalb nicht gerechnet hätte. Auch die Weihnachtsfeiern sorgen für Sorgenfalten bei den Betrieben. Viele Firmen würden diese heuer nicht durchführen, so Pansi: "Das wirds nicht mehr geben. Das ist heuer zu spät". Alles andere als erfreulich vor allem deshalb, weil das Weihnachtsgeschäft rund ein Drittel des Jahresgeschäftes ausmache. Immens wichtig seien jedenfalls die Mitarbeiter. Die Betriebe seien trotz Lockdowns in Vorleistung gegangen, um Mitarbeiter zu halten und nicht zu verlieren, wie es während der Pandemie schon passiert sei.
Ein möglicher weiterer Lockdown ist für den Gastronomie-Sprecher jedenfalls unvorstellbar: "Um es ganz klar zu sagen: 'Das schaffen wir nicht mehr'. Schon gar nicht in einem Tourismusland". Man müsse doch einmal einsehen, dass gerade in der Gastronomie die Sicherheitskonzepte sehr effizient seien und nur eine ganz geringe Zahl an Ansteckungen passierten. Diese würden vor allem im privaten Bereich stattfinden, untermauerte Pansi bereits oft vorgebrachte Argumente.
Neben den bundesweiten Mindeststandards gelten in Vorarlberg einige Landes-Verschärfungen. Diese betreffen etwa Veranstaltungen, die Gastronomie und Krankenhäuser.