Dr. Josef Peterleithner und Dr. Walter Säckl des Österreichischen ReiseVerbandes richten sich in einem Offenen Brief an alle in Österreich tätigen Airlines und kritisieren die heimliche Deaktivierung der Refund-Funktion in den Reservierungssystemen. Die Ausgabe von Gutscheinen steht nicht im Sinne der Reisebüros und Kunden und ist für den ÖRV rechtswidrig. Zusätzlich richtet sich Mag. Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbands der Reisebüros in einem Offenen Brief erneut an die Regierung, mit Bitte um Unterstützung für die Reisebranche aufgrund dieses Vorgehens der Airlines. Im Anschluss finden Sie den vollständigen Text der beiden Briefe.
Offener Brief: Zur Refundierung von Flugtickets
An: Alle in Österreich tätigen Airlines; Von: Dr. Josef Peterleithner und Dr. Walter Säckl, Österreichischer ReiseVerband No refund Policy der Airlines
Immer mehr Airlines, zuletzt auch die Lufthansagruppe, gehen dazu über, die Rückerstattung des Ticketpreises für annullierte Flüge zu verweigern. Statt Geld wird ein Voucher angeboten. Still und heimlich wurde gleichzeitig die Refund-Funktion in den Reservierungssystemen deaktiviert.
Die derzeitige Stornowelle stellt alle Unternehmen im Tourismus in Bezug auf die Aufrechterhaltung der Liquidität vor enorme Herausforderungen. Bei allem Verständnis für dieses Problem kann aber kein Verständnis dafür aufgebracht werden, dass zu unfairen Maßnahmen gegriffen wird. Dies ist ohne Zweifel dann der Fall, wenn die Airline anstelle von Zahlungen Voucher anbietet, um die eigene Liquidität zu schonen. Gleichzeitig wird aber auf die fristgerechte Bezahlung der eigenen Rechnung beharrt. Ein Verhalten, das das Vertrauen in die Wirtschaft untergräbt und dem System insgesamt Liquidität entzieht.
Die Weigerung das Geld rückzuerstatten ist eindeutig rechtswidrig und geht zu Lasten der Reisebüros und der Kunden. Die Problematik wird zusätzlich verschärft, dass in Zusammenhang mit dem Voucher, die bis zu einem Jahr Gültigkeit haben soll, ein massiver administrativer Aufwand verbunden ist, der derzeit in den Systemen gar nicht darstellbar ist. Dass Airlines nach wie vor im Insolvenzfall nicht abgesichert sind, verschärft die Situation zusätzlich, da die Kunden gezwungen sind, für die gesamte Laufzeit des Vouchers das wirtschaftliche Risiko zu tragen.
Wir fordern daher die Airlines auf, zu ihrer bisherigen Refund Policy zurückzukehren und im Falle von stornierten Flügen die bezahlten Tickets in bar zurückzuzahlen.
Dr. Josef Peterleithner Dr. Walter Säckl
ÖRV Präsident ÖRV Generalsekretär
An:
BMLRT, BMDW, BMJ und BKA (EU Ministerin); Von: Gregor Kadanka, Fachverband der Reisebüros Keine Refundierung von Flugtickets durch Airlines
Sehr geehrte …
Leider sehen wir uns gezwungen, Sie nach so kurzer Zeit wieder um Ihre Unterstützung zu bitten. In der heimischen Reisebranche bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen und viele Unternehmen kämpfen bereits um ihren Fortbestand.
Reiseveranstalter und Reisebüros bemühen sich ihren Kunden gegenüber weiterhin den besten Service zu bieten und versuchen gesetzlichen Vorgaben, wie beispielsweise der vollständigen Rückerstattung von Kundengeldern bei kostenlosen Stornierungen durch den Kunden, rasch nachzukommen. Leider halten sich einige Branchenteilnehmer nicht mehr an gesetzliche Vorgaben und Spielregeln.
Fluglinien gehen derzeit massenhaft dazu über, die Rückerstattung von Flugtickets zu verweigern, obwohl sie dazu rechtlich verpflichtet wären (z.B. aufgrund von Art 5 Abs 1 lit a iVm Art 8 Abs 1 lit a FluggastrechteVO). Flüge finden nicht mehr statt und dennoch verlangen Fluglinien den vollen Ticketpreis und bieten im besten Fall – wenn überhaupt - nur Gutscheine an. Manche Airlines sind sogar so dreist, technische Gründe vorzuschieben und bitten das Reisebüro, eine Refundierung in einigen Monaten wieder zu „versuchen“, während sie selbst nach wie vor offene Rechnungen von Reisebüros für genutzte Flugtickets einziehen.
Während Reisebüros und Reiseveranstalter also ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen, werden sie von Airlines einfach vor vollendete und nicht rechtskonforme Tatsachen gestellt! Dies kann aus Sicht der heimischen Reisebranche nicht akzeptiert werden!
Da es diese Entwicklungen europaweit gibt, ist auch unser europäischer Dachverband ECTAA bereits aktiv und wird noch heute an die EU-Kommission herantreten. Darüber hinaus wurden bereits Beschwerden bei der IATA, dem internationalen Dachverband der Airlines, eingebracht.
Wir bitten Sie, sich die soeben beschriebene für die heimische Reisebranche höchst relevante Problematik anzusehen und auch an die EU-Kommission heranzutragen.
Herzliche Grüße
Fachverband der Reisebüros Mag. Gregor Kadanka
Obmann