Die Prodinger Tourismusberatung zeigte bei einem Seminar im Romantikhotel Elixhauser Wirt bei Salzburg, worauf es beim Re-Start der Hotellerie jetzt ankommt und welche Trends die Branche in Zukunft beschäftigen werden.
Die Buchungen in der Ferienhotellerie sind erfreulich, die in der Stadthotellerie nicht. Und das wird vermutlich auch noch länger so bleiben. Der internationale Verband der Airlines IATA rechnet erst für 2025 mit einer Erholung des Incoming-Geschäftes für Europa. Und dann auch nur mit 80 % des Geschäfts von 2019. Viele Airlines werden noch insolvent gehen, viele asiatische Märkte längerfristig ausfallen.
Alte Probleme sind neue Probleme
Dazu kommt, dass wir noch einiges an Problemen von vor Corona in die Zeit nach Corona mitschleppen: Die geringe Eigenkapitalquote in der Hotellerie, die fünfthöchste Schuldenlast pro Kopf in der EU. „Das im internationalen Vergleich großzügige Gießkannenprinzip unserer Regierung wirkt sich hier leider negativ aus“, warnt Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung. „Wir werden demnächst eine Debatte über höhere Steuern haben, denn die Sparleidenschaft ist enden wollend. Eine Substanzbesteuerung wäre besonders schlecht für kapitalintensive Branchen wie den Tourismus.“
Andererseits habe die Covid-Krise allen in Österreich klargemacht, wie wichtig die Dienstleistungsbranche und hier besonders der Tourismus für die Gesamtwirtschaftsleistung ist. Länder mit einer geringeren Dienstleistungsquote sind besser durch die Krise gekommen. Dazu kommt die nach wie vor hohe Abgabenlast auf den Faktor Arbeit, da liegt Österreich auf dem unrühmlichen dritten Platz im OECD-Vergleich – nach Belgien und Deutschland. „Die Lohnverrechner sind die Helden bei uns“, scherzt Reisenzahn. „Sie benötigen 35 Minuten und fünf Screens, um einen Mitarbeiter anzulegen. Nirgendwo ist das so kompliziert wie bei uns. Mitarbeiter kosten zu viel, verdienen aber zu wenig. Das darf nicht so bleiben bei 40 Prozent Personalkosten in der Hotellerie.“
Ein weiteres strukturelles Problem für den österreichischen Tourismus: Im Winter und in den Städten sind wir stark von ausländischen Gästen abhängig – nicht nur von den Deutschen. Im Sommer profitieren wir von vielen inländischen Urlaubern. Da stellt sich die Frage, ob wir die in den kommenden Jahren halten können, wenn das Reisen wieder problemlos möglich ist.
Was hat Corona geändert?
Worauf müssen sich Touristiker in der Post-Corona-Ära einstellen? Ein Zurück zum alten Normal wird’s nicht spielen, ist man bei Prodinger überzeugt. Thomas Reisenzahn spricht von einem „neuen Reisen“, die Gäste werden andere Ansprüche haben. Dazu zählen etwa das weniger und bewusster Konsumieren, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen, Entschleunigung, eine andere Mobilität, das Verschmelzen von Technologie und Arbeitswelten (Bleasure) und vieles mehr.
Die Gäste der Zukunft
Thomas Reisenzahn wirft auch einen langfristigeren Blick in die Zukunft, auf Megatrends, die nicht unbedingt mit Corona zu tun haben: „2050 werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten und Ballungsgebieten leben – wie spreche ich die in der Ferienhotellerie an?“ Den aktuellen, noch coronabedingten Trend „Stadtflucht“ kann man in der Stadthotellerie aufgreifen, indem man sich das Ländliche in die Stadt/Haus holt.
Der Prodinger-Geschäftsführer weist auch auf die Zielgruppe der Best Ager hin. Aufgrund der Demografie und guter Renten wird es immer mehr fitte und zahlungskräftige Alte geben, die einen 20 Jahre jüngeren Lebensstil pflegen und auch so angesprochen werden wollen. Eben nicht als Senioren, sondern als offene, kreative Menschen, die zwar an ihre Gesundheit denken (müssen), aber sonst das Leben bewusst genießen wollen. Die Vorstellung von Alter wandelt sich, Alter ist nicht mehr so wichtig. Wertecluster und Sinus-Mileus sind entscheidend, wo man sich dazu rechnet: zu den Performern, den Wertkonservativen oder den Kreativen – das geht in jedem Alter (ein Interview mit Thomas Reisenzahn zum Thema lesen Sie HIER).
Chance Revenue Managment
Marco Riederer, Co-Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung zeigt zudem auf, wie ein intelligentes Preis- und Vertriebsmanagement nach Corona aussehen könnte: „Das richtige Zimmer dem richtigen Gast zur richtigen Zeit zum richtigen Preis anbieten.“ Diesem Ziel dient ein Revenue Management mit Dynamic Pricing – auch in der Ferienhotellerie, die davor bislang eher zurückscheute. „Es geht darum Kontrolle über Kosten und Umsätze und damit letztendlich über die Gewinne zu haben.“
Ein gutes Revenue Management lege das Hauptaugenmerk auf langfristige Unternehmensziele. Dabei geht es auch nicht ausschließlich um die beste Preisfindung; mindestens genauso wichtig ist die intelligente Steuerung von Verfügbarkeiten, Buchungskanälen und Segmenten. Die Umsetzung könnte durch seine ganzheitliche und interdisziplinäre Arbeitsweise erreicht werden: indem alle Bereiche des Hotels integriert werden.
tourismusberatung.prodinger.at
Weitere Trends, auf die die Hotellerie Antworten und Angebote finden muss
(Red)