Das richtige Hotel zum Berg Plus Artikel
 

Das richtige Hotel zum Berg

Rund um den Schneeberg lebt der Tourismus. Wir haben im 4-Sterne-Superior-Hotel Schneeberghof nachgefragt, was das Hotel in der Krise und die herausfordernde Zeit aus dem Hotel macht. 

Das richtige Hotel zum Berg

Tourismus ist nicht gleich Tourismus. Diese alte Binsenweisheit bestätigt sich vergangenen Sommer einmal mehr. „Summa Summarum sind wir letztes Jahr mit einem blauen Auge davongekommen“, erzählt Geschäftsführerin und Besitzerin Gabriele Machacek im Gespräch mit stammgast.online. „Die Ferienhotellerie im Osten Österreichs hatte einen sensationellen Sommer – wir auch.“ 

Mit dem Umsatzerstatz im November und Dezember ist der Schneeberghof insgesamt gut über die Runden gekommen. Der Verlustersatz stellt sich nun etwas komplizierter dar, außerdem wartet man schon länger auf den Fixkostenzuschuss. „Jetzt wird es langsam ‚zach‘, auch finanziell“, so die Hotelière, an der es wie an allen anderen nagt, nicht zu wissen, wann es denn nun endlich wieder losgehen kann. 

Wo das Hotel glänzt

Das 4-Sterne-Superior-Hotel ist aufgrund der unschlagbaren Nähe in Kombination mit dem Angebot vor allem bei Gästen aus dem Großraum Wien beliebt. Mit großer Freude durfte man vergangenen Sommer und Herbst zudem vermehrt Gäste aus Oberösterreich und Vorarlberg begrüßen. Dieses Potenzial will Machacek mit verstärkter Marketingarbeit in Zukunft weiter heben.

In den letzten Jahren hat sich außerdem eine kleine, aber feine Kundenbeziehung mit dem süditalienischen Raum aufgetan. Da reisen Großfamilien, vom Opa bis zum Enkel, an und bleiben eine ganze Woche. „Es gibt manchmal eine kleine sprachliche Herausforderung, weil diese Gäste können zum Teil kein Englisch und unsere Leute nur leidlich italienisch“, erzählt die Hotelière mit einem Schmunzeln. Mit Händen, Füßen und großer Gastfreundschaft wird das Problem aber zum Beweis für professionelle Gastgeberkultur. Gerade in solchen Momenten lässt es sich glänzen. „Wir bekommen immer sensationell positive Rückmeldungen, was die Freundlichkeit unserer Mitarbeiter betrifft, und das schon seit längerem. Das ist wirklich toll“, freut sich Machacek über ihr und mit ihrem Team. 

Die finden die Situation der Ungewissheit mittlerweile ebenfalls schwierig. Zwar gab es im Schneeberghof kaum Kündigungen, aber die Kurzarbeit ist nicht ein Hort der Freude. Sie sichert zwar Jobs, aber das Einkommen fällt – teils deutlich – geringer aus. Machacek: „Wenn ein Mitarbeiter mit vorwurfsvollen Augen vor mir steht und meint, mit der Lohnabrechnung kann etwas nicht stimmen, muss ich antworten ‚das stimmt leider‘“. Überstundenpauschale, freiwillige Prämien, Trinkgeld – das alles fehlt am Lohnzettel und das spürt man. 

Der etwas andere Familienbetrieb

Klar helfen Schulungen und Aufgaben im Haus, um die Nähe untereinander und das sich Identifizieren mit dem Betrieb aufrechtzuerhalten. Das wird von vielen gern, von einigen aber zurückhaltend angenommen. Die Schneeberghof-Chefin weiß daher, dass manch einer aus dem Team wegbröckeln und sein Glück in anderen Branchen suchen wird. Diese Herausforderung, die Mitarbeiter wieder zu fassen, steht noch bevor.

Auch dabei ist Machacek auf einer Linie mit ihrem Direktor Andreas Zenz, der mit Herzblut für den Betrieb rennt und brennt. Er ist in Verbänden und in der Marketingarbeit bestens vernetzt und vertritt die Interessen des Hotels nach außen. Die Hotelchefin selbst ist im operativen Geschehen eingebunden, aber im Hintergrund und nicht als dirndltragende, Getränke servierende und auf der Harmonika aufspielende Matrone. Sie ist und versteht sich vielmehr als Anker des Hauses, der alles am richtigen Platz hält. 

Der Schneeberghof ist ein Familienbetrieb, aber keiner im klassischen Sinne, wo von der Oma bis zu den Enkerln alle im Hause wohnen und mit den Gästen leben. Machacek schupft den Betrieb in diesem Sinne alleine. Angefangen hat alles 1990. Der Vater war erfolgreicher Bauunternehmer in Wien und suchte Investitionsobjekte. Mit Puchberg war die Familie über Jahrzehnte eng verbunden. Das Rote Kreuz wollte die Immobilie – ein in die Jahre gekommenes Hotel mit dringendem Renovierungsbedarf – verkaufen. Einer der Interessenten plante wohl ein Flüchtlingshaus, das wollte man im Tourismusort nicht. Der Vater fragte die damals 19-jährige Tochter, ob sie sich ein Hotel zutrauen würde. „Ja“, antwortete sie freudenstrahlend in jugendlicher Naivität „ohne zu wissen, auf was ich mich da einlasse“. Im Fremdenverkehrskolleg in Bad Hofgastein kapierte sie dann erstmals, was das „Ja“ eigentlich bedeutet.

„Mein Vater war ein sehr dynamischer Unternehmer, da musste ich erst meinen Platz finden. Das hat gedauert; nicht ein oder zwei Jahre, sondern länger. Jetzt habe ich ihn und kann ihn auch ausfüllen“, sagt Machacek heute mit Stolz in der Stimme. Den Staffelstab kann sie vielleicht irgendwann an ihre Tochter weiterreichen. Die ist Absolventin der Tourismusschule am Semmering und plant gerade ein Auslandsjahr.

Die Region auf der Zunge

Aktuell stehen noch andere Herausforderungen am Programm. Im Gegensatz zu Lockdown 1 agieren Gäste bei den Buchungen zurückhaltender. Das mehrmalige Verschieben des Öffnungstermins macht diese vorsichtiger, selbst die Stammgäste. Da helfen auch kulante Stornobedingungen wenig, was die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten von Machacek, Zenz und dem Schneeberghof-Team weiter erschwert. „Was wir jetzt tun, ist die Betten einmal mehr abzuziehen und neu zu beziehen.“ Während des Lockdowns habe man gemeinsam viele Ideen für die Zukunft gesammelt, aber für die Umsetzung braucht es Gäste. Ohne die bleibt das schönste Hotel eine Geisterburg.

Relativ frisch an Bord ist Küchenchef Thomas Richter. Er kommt aus dem Cateringbereich, aufgrund der vielen Schließtage konnte er sich im Hotel noch nicht wirklich beweisen. Regionale Produkte und Küche werden zukünftig jedenfalls noch viel mehr in den Fokus des kulinarischen Angebots rücken – und das Thema will man noch professioneller kommunizieren.

Anpassungen gibt es zudem beim wichtigen Seminarangebot, wo man sich mehr in Richtung Teambuilding und Incentives orientiert. Das wird in Zeiten von Zoom und Teams auch zukünftig bei den Unternehmen gefragt sein, ist Machacek überzeugt. Im Bereich Wellness ist man mit der Möglichkeit für Paare, unter sich bleiben, aber auch das volle Angebot der Natur nutzen zu können schon bisher auf dem richtigen Weg. 

Wir brauchen wieder mehr Mut

Trotz aller lockenden Angebot des Hotels steht wohl immer der Schneeberg als Leuchtturm im Mittelpunkt des Angebots. Die Kombination von Lage, Ausrichtung und Serviceanmutung des Hauses bilden somit die beste Basis für die Zukunft, ist Geschäftsführerin Gabriele Machacek überzeugt.

Sie hofft für die nahe Zukunft, dass die Gäste „wieder so zuversichtlich sind, wie sie es im vorigen Jahr noch waren und dass sie sich wieder trauen zu buchen. Wenn das gesichert ist, können auch wir als Gastgeber uns wieder bewegen.“ Und einen Wunsch hat sie noch: „Klar, auch ich möchte ab und zu ans Meer fahren, aber in den Köpfen der Menschen soll bleiben, dass es in Österreich viel zu entdecken gibt. Der Standort Österreich soll den Wert beibehalten, den er voriges Jahr gehabt hat.“ Wie wertvoll der Schneeberg und der Schneeberghof sind, haben sie längst bewiesen.

www.schneeberghof.at/de/




stats