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Ey-Studie

So schlimm steht es um den Fachkräftemangel in Österreich

Nuthawut / stock.adobe.com

Der heimischen Wirtschaft fehlt es bereits seit einigen Jahren an qualifiziertem Personal. Aktuell ist der Fachkräftemangel in Österreich so hoch wie nie zuvor, satte 87 Prozent haben Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Welche Branchen und Bundesländer besonders betroffen sind - HORIZONT hat die Daten.

Schon im letzten Jahr erreichte der Fachkräftemangel einen Höchststand, hier klagten 83 Prozent über Personalnot. Die gute Entwicklung des heimischen Arbeitsmarkts macht die Suche nach Fachkräften noch schwerer - so lag die Arbeitslosenquote mit Jahresende bei 7,4 Prozent. Über das Gesamtjahr gerechnet ergibt sich sogar eine Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent – laut Arbeitsministerium der niedrigste Wert seit 2008.

Auch bei der Anzahl der offenen Stellen gab es einen neuen Rekord: Laut Statistik Austria waren im dritten Quartal 2022 218.100 Arbeitsstellen nicht besetzt – ein deutlicher Hinweis auf den sich verschärfenden Fach- und Arbeitskräftemangel, der auch dieses Jahr laut Eigeneinschätzung der Befragten die größte Gefahr für das eigene Unternehmen darstellt.

Mit 61 Prozent Zustimmung lag der Fachkräftemangel bereits letztes Jahr an der Spitze. Jetzt ist die Zahl noch weiter angestiegen: 67 Prozent der österreichischen Unternehmer:innen sehen ihn als enormes Risiko für die Zukunft des Betriebs.

Nur mehr jeder fünfte heimische Betrieb (21 Prozent) will in den kommenden Monaten zusätzliche Beschäftigte einstellen, 26 Prozent waren es letztes Jahr. 15 Prozent der Unternehmen planen allerdings Stellenstreichungen. Damit ist der Anteil derer, die ihre Belegschaft reduzieren wollen, auf den höchsten Stand seit Jahresbeginn 2009 gestiegen. Damals wollten sogar 27 Prozent der Unternehmen Stellen streichen.

Die meisten neuen Stellen wollen Unternehmen in Wien (32 Prozent), der Steiermark (29 Prozent) und Niederösterreich (26 Prozent) schaffen. Burgenland bildet das Schlusslicht mit gerade mal neun Prozent.

Diese Branchen haben es am schwersten

Nur rund 13 Prozent der Mittelständlern fällt es nach eigenen Angaben derzeit eher oder sehr leicht, Fachpersonal zu finden. Zu Beginn der Erhebungen 2014 meinten immerhin noch 30 Prozent der Befragten, keine größeren Schwierigkeiten beim Einstellen von Fachkräften zu haben.

Besonders die Branche Transport, Verkehr und Energie hat mit Rekrutierungsschwierigkeiten zu kämpfen, stark betroffen ist auch der Gesundheitssektor gefolgt von der Industrie und dem Tourismus. Außerdem verzeichnen mehr als die Hälfte aller Unternehmen Umsatzeinbußen infolge der Personalnot. Damit hat sich die Situation gegenüber dem Vorjahr, mit Umsatzeinbußen bei 39 Prozent, erneut verschärft. Aktuell beklagt gut jeder sechste heimische Betrieb sogar erhebliche Umsatzeinbußen von mehr als fünf Prozent als Folge des Fachkräftemangels. Besonders hiervon betroffen sind der Transport- und Energiesektor (64 Prozent), der Gesundheitsbereich (59 Prozent) sowie das Finanz- und Dienstleistungswesen (54 Prozent).

Weiters lassen sich durch die Ey-Studie auch regionale Unterschiede erkennen. Am ausgeprägtesten ist der Fachkräftemangel bei Unternehmen in Niederösterreich und Oberösterreich.

Auch in der Steiermark sowie in Vorarlberg gestaltet sich die Suche nach guten Mitarbeiter:innen herausfordernd. Am besten ist die Situation noch in Salzburg und in Wien, aber auch hier klagen mehr als 30 Prozent über große Schwierigkeiten bei der Fachkräfterekrutierung. "Der Fachkräftemangel wird zum größten Risiko für Unternehmen und ist für viele Unternehmen bereits existenzbedrohender als die Energiekrise. Hundertausende Arbeitskräfte fehlen in vielen Sektoren. Eine Lösung für dieses Phänomen zu finden, wird zu den wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre gehören", resümiert Erich Lehner, Managing Partner Markets bei Ey Österreich.
Zur Studie
Für die Studie "Beschäftigung und Fachkräftemangel in Österreich" der Prüfungs- und Beratungsorganisation Ey wurden österreichweit über 600 Verantwortliche von mittelständischen Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen befragt.



Dieser Text erschien zuerst auf www.horizont.at.

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