Was 2011 mit dem Management für das Feriendorf Hohentauern begann, hat sich in zehn Jahren zur Markführerschaft und mit dem ALPS Residence Holidayservice GmbH zur ersten Adresse, wenn es um die touristische Vermietung und Vermarktung von Ferienresorts geht, entwickelt. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht, wie CMO, Thomas Payr, im Interview mit stammgast.online erzählt.
Stichwort Mitarbeiter-Suche: Gerade im Hotelbereich, so hört man, ist das Problem des Fachkräftemangels durch Corona noch virulenter geworden …
Das kann ich für ALPS nicht ganz bestätigen, denn wir haben erstens keinen klassischen Hotelbetrieb und verfügen zweitens als österreichisches Unternehmen mit unserem flexiblen und mehrheitlich ganzjährigen Arbeitszeitmodell (alle Resorts bis auf den FerienPark Kreischberg) gegenüber den Saison-Betrieben über den großen Vorteil, für lokale Mitarbeiter aus der Region ein interessanter Arbeitgeber zu sein. Aktuell beschäftigen wir gesamt rd. 100 Mitarbeiter, bis Ende 2021 werden wir sicherlich noch deutlich aufstocken.
Ferienhäuser- und Appartements liegen im Trend – lt. Vacation Rental Barometers (Umfrage der Europ Assistance) ist für 78 % der Befragten eine Ferienunterkunft vor allen anderen Unterkunftsformen die erste Wahl. Inwieweit war bzw. ist Corona hier ein Wachstumstreiber?
Bereits vor Corona war die Nachfrage nach Aufenthalten in Chalets oder Ferienhäuser steigend und hat sich durch die Pandemie noch weiter verstärkt. Weil auch die große Gruppe der Sommer-Pauschalurlauber die vielen Vorteile eines Aufenthalts mit der ganzen Familie oder Freunden in den „eigenen vier Wänden auf Zeit“ erkannt haben. In diesem Segment spüren wir eine enorme Nachfrage. Ich glaube nicht, dass dies nur ein vorübergehender, sondern vielmehr ein anhaltender Trend ist.
Nachfrage und Buchungen laufen gut, lässt dies bereits eine Prognose für die gesamte Saison zu?
Ja, wir sind für den Sommer bereits gut gebucht, auch wenn aufgrund der teils aufrechten Reiseeinschränkungen die große internationale Gästeklientel noch fehlt und was die Buchungseingänge betrifft, wir „nur“ von unseren Hauptquellmärkten Deutschland und Österreich „gefüttert“ werden.
Zudem ist das Geschäft – sicherlich noch der Situation und der vorhandenen Unsicherheit geschuldet – stark kurzfristig und last-minute getrieben. Buchungen für einen späteren Zeitpunkt und damit die Langfristigkeit des Geschäfts verschieben sich immer weiter nach hinten. Wir wollen in jedem Fall die 20 % Wachstum aus 2020 halten bzw. weiter steigern.
ALPS ist stark expansionsorientiert, alleine heuer eröffnen elf weitere Ferienresorts in Österreich. Wie groß möchte man in den nächsten drei Jahren sein?
„The sky has no limit“, also gehen wir den Weg der Expansion weiter und peilen in den nächsten drei bis vier Jahren eine Verdoppelung der Betten auf rd. 12.000 an, darüber hinaus wird man sehen. Gerade in Österreich ist im Urlaubsresort-Bereich noch viel Luft nach oben. Unser Fokus bleibt auch weiter vorrangig im Alpenraum, wir setzen erstmals nach Bayern über und planen im grenznahen Bereich weitere Anlagen. Es werden gerade viele interessante Standorte an uns herangetragen, so evaluieren wir Projekte an der Adria, in Slowenien und Kroatien, auch eine Location in Tschechien ist im Bereich des Möglichen, aber Österreich bleibt unser Haupt-Expansionsfeld.
Welche Voraussetzungen muss denn eine Region, ein Objekt mitbringen, um für ALPS interessant zu sein?
Um es kurz zu sagen: Touristisches Potenzial und touristische Infrastruktur. Unsere Anlagen sind nicht in den hochfrequentierten touristischen Hotspots, sondern in sogenannten „B-Destinationen“ beheimatet, die aber alle über ein interessantes touristisches Potenzial verfügen. Es sind die Geschichten, und nicht die Quantität, die man mit einer Destination verbindet. Und eben diese Kriterien sind für uns entscheidend. Beispielsweise das Erzberg Alpin Resort in Eisenerz, hier kann man unglaublich viele Geschichten erzählen und mit den vorhandenen Produktbausteinen verbinden. Natürlich muss eine nutzbare touristische Infrastruktur vorhanden sein, wir bauen dann die lokalen Player vor Ort mit ihrer regionalen Produktvielfalt in unser Angebot ein. So pflegen wir in unseren Resorts Kooperationen mit Partnern vor Ort, wir arbeiten z.B. mit lokalen Bäckereien zusammen, die das frische Semmerl zum Frühstück – falls vom Gast gewünscht – direkt an die Chalet-Haustüre liefern. Oder im Radfahrbereich – der ja gerade einen neuen E-Bike Hype erlebt – arbeiten wir mit Partnern zusammen und bieten Leihbikes an (in fünf ausgewählten Resorts mehr als 50 Bikes).
Wären die Toskana oder Mallorca nicht auch reizvolle ALPS Expansionsziele?
Natürlich, die Toskana ist ein hochinteressantes Zielgebiet, aktuell aber nicht in unserer Akquise. Was aber nicht heißt, dass wir nicht schauen … Und wenn Sie mich nach Mallorca fragen: wir bleiben lieber in den Selbstfahrer-Destinationen.
Das große Wachstum setzt eine entsprechende Finanzierung voraus, wie stemmt ALPS Residences diese große monetäre Aufgabe?
Die ALPS Residence Holidayservice GmbH ist ein zu hundert Prozent im Besitz von Gerhard Brix befindliches österreichisches Unternehmen, das mit österreichischen Bauträgern zusammenarbeitet, wobei einige Projekte auf dem „buy to let“ Prinzip basieren (eine Finanzierungsmöglichkeit, bei der sowohl die Ferienorte als auch Investoren von der Ferienimmobilie profitieren). Als Beispiel sei das Bergresort Hauser Kaibling, ein Prestigeprojekt mit einem Gesamtinvestment von rd. 50 Mio. Euro, genannt.
Gerade aber diese „buy to let“ Immobilien stehen als vermeintlich günstige für Zweitwohnsitze hart in der Kritik?
ALPS ist kein Einfallstor für Zweitwohnsitze, wir sind ein Touristikunternehmen. Die Menge der Großinvestoren, die einen derart hohen Betrag alleine in ein Projekt investieren, ist mehr als überschaubar. Daher realisiert man mit vielen kleineren Investoren diese Projekte und verteilt die finanzielle Last auf mehreren Schultern. Der Anteil an österreichischen Investoren nimmt zu, da es einfach Sinn macht, als Österreicher wieder in den heimischen Tourismus zu investieren. Vielleicht weil man – auch durch die Coronakrise – erkennt, dass die Ferienhotellerie krisenresistent und beständiger ist.
Es kursieren so viele Falschmeldungen, etwa, dass man drei Jahre „pseudo-vermietet“, um so in einem attraktiven Gebiet günstig zu einem Zweitwohnsitz zu kommen. Das entspricht nicht der Faktenlage. Wir sind ein Tiroler Touristikunternehmen in privater Hand mit dem Ziel, die Betten zu füllen. Die uneingeschränkte Schlüsselgewalt aller Liegenschaften liegt ausschließlich bei uns.
Auf welche Zielgruppen, auf welchen Urlaubstyp fokussieren die ALPS Ferienresorts?
Auf Familien und Freunden, auf Familienverbände und Freundesgruppen, deren gemeinsames Motiv ist, Zeit miteinander zu verbringen. Aber auch Pärchen für drei bis vier Tage oder Alleinreisende für drei Wochen – die Zielgruppen sind vielfältig – mit unseren 26 Ferienanlangen decken wir alle Ansprüche und Wünsche ab.
Für Sommer 2021 sehen wir, dass Aufenthalte von zwei bis drei Wochen – vor allem durch die Homeoffice-/Workation-Möglichkeiten – verstärkt nachgefragt und gebucht werden. Top WLAN gibt es sowieso in allen Resorts, Internet und Wifi gehören längst zu den Grundbedürfnissen und Standardausstattungen.
Darf der Hund mit ins Ferienhaus?
Selbstverständlich, Vierbeiner sind in ausgewählten Resorts herzlich willkommen. Der FerienPark Kreischberg und das Erzberg Alpin Resort sind zum Beispiel zwei Anlagen mit entsprechendem Angebot. Wir werden dieses sehr präsente Thema weiter forcieren, weil Hunde zu echten Familienmitgliedern geworden sind und arbeiten bereits mit Fressnapf Reisen zusammen.
Wie sieht es mit dem gastronomischen Angebot in den Resorts aus?
Aparthotels wie etwa das Carpe Solem Rauris verfügen über entsprechende gastronomische Einrichtungen, in vielen Chalet-Resorts pflegen wir Partnerschaften mit ansässigen lokalen Gastronomen. Wir sind auch gerade dabei, unsere neuen „Foodboxes“ auf den Weg zu bringen. Wenn sie so wollen, ist das ein Corona-Modell, denn wir haben uns in den Lockdowns viel mit unseren Kunden befasst und festgestellt, dass wir im „to go Segment“ noch ziemlich „nackt“ sind. So sind wir auf Foodboxes gekommen, die direkt ins Resort geliefert werden und die man entweder bereits vor Anreise mitbucht oder spontan bestellt.
Ferienhaus oder Chalet – was unterscheidet beide?
Der Unterschied liegt eigentlich nur in der Begrifflichkeit auf den verschiedenen Märkten. Intern sind für uns Ferienhäuser das Mittelklassesegment und Chalets der Premiumbereich, so stellt sich das Angebot auch preislich dar. Wobei die Annahme, dass Chalets nur einer Klientel mit dicker Brieftasche vorbehalten sind, völlig falsch ist. Luxus ist bei ALPS für Familien und Freunde leistbar!
Auf welche Vertriebsform setzt ALPS in erster Linie?
Unser Vertrieb erfolgt Großteils direkt und über
www.alps-residence.com. Aber selbstverständlich braucht es Vertriebspartner, denn die Mischung macht’s aus. Über Schnittstellen sind wir mit OTAs, Reiseveranstaltern und Reisebüros buchbar – wir bezahlen auch die klassischen, veranstalterüblichen Provisionen.
Wie schätzen Sie generell die Zukunft der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft ein?
Ich glaube, dass Österreich bzw. der Alpenraum massiv von den Entwicklungen nach Corona profitieren werden. Die Qualität, was das Produkt und die Unterkünfte betrifft, ist Top. Wir verfügen über eine hervorragende Infrastruktur, nur gehört dieses tolle Angebot und Produkt einfach mehr und besser kommuniziert. Hier bin ich auf die Handschrift der neuen ÖW-Chefin, Lisa Weddig, schon sehr gespannt.
Auch die Cityhotellerie kommt wieder zurück, denn das Hotel ist definitiv in der Destinationswahl mitbestimmend. Und weil der Kunde anspruchsvoller geworden ist, werden wir gerade in diesem Segment profitieren, weil wir in allen Sparten über eine sehr gute Qualität verfügen. Ich bin sicher, dass wir im österreichischen Tourismus tolle Jahre vor uns haben.
Top Qualität im Produkt und Angebot sind aber nur die halbe Miete, die sich bietenden Chancen müssen von den Regionen und lokalen Tourismusorganisationen auch proaktiv genutzt und ergriffen werden?
Natürlich, die LTOs sind durch die Pandemie mutiger geworden und machen einen guten Job. Hier ist gerade viel im Umbruch, man muss aber das Thema Marketing noch zielgerichteter spielen. Florian Phelps und die Tirol Werbung beispielsweise machen hier eine hervorragende Arbeit, denn sie beschäftigen sich mit den Märkten, das Resultat ist an der guten Entwicklung zu sehen. Schimpfen lässt sich’s aber immer leicht, letztlich sind wir Leistungsanbieter für unser Glück aber selbst verantwortlich.
Damit bedanke ich mich für das ausführliche Gespräch und überlasse Ihnen gerne das Schlusswort:
Uns freut, dass das Segment Chalet und Ferienhaus derart wächst. ALPS Residence hat mit seinen Produkten und kommenden Projekten eine große Zukunft vor sich, wir wollen und werden den Markt Österreich weiter ausbauen und unsere Position als big player des Tourismus in Österreich konsolidieren. Selbstbewusst wie wir sind, trauen wir und das fix zu.