Energieeffizienz, Kaskadennutzung, sinnvolle Verwertung von Brauerei-Reststoffen und Bodengesundheit sind in der Salzburger Privatbrauerei nicht nur Schlagwörter, sondern gelebte Nachhaltigkeit, die in Form von innovativen Projekten täglich umgesetzt werden.
Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Rohstoffknappheit sind endgültig im alltäglichen Leben und Wirtschaften angekommen und erfordern eine Transformation des globalen Wirtschaftssystems.
In der Stieglbrauerei zu Salzburg, die in diesem Jahr ihr 530-jähriges Jubiläum feiert, begegnet man dieser Thematik mit einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie, welche die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt stellt. Zu den zahlreichen Maßnahmen bei Stiegl zählen neben Eigenstromerzeugung auch Investitionen in die Energieeffizienz. Neben einer Photovoltaik-Anlage am Dach der Brauerei und dem eigenen Wasserkraftwerk „Pulvermühle” am Salzburger Almkanal, kommen in der Brauerei innovative Technologien zum Einsatz.
Erfolgsmodell „Kaskadennutzung”
Auf die Bedeutung zirkulärer Wertschöpfungsmodelle als Alternative zum vorherrschenden linearen Wirtschaftsdenken verweist auch Stefan Blachfellner vom Circular Economy Forum Austria: „Kreislaufwirtschaft ist ein systemischer Lösungsansatz, mit dem globale Herausforderungen unserer Zeit gemeistert werden können. Konkret geht es darum, den Wert von Ressourcen so lange wie möglich zu erhalten.” Und genau das wird in der Salzburger Brauerei seit Jahren unter dem Stichwort „Kaskadennutzung” umgesetzt – durch Mehrfachnutzung von Rohstoffen über mehrere Stufen sowie den effektiven und sparenden Verbrauch von Ressourcen, um diese so lange wie möglich im Wirtschaftssystem zu halten.
„Bioökonomie Made in Salzburg”: Kompostierbare Teller
Bei den verschiedenen Maßnahmen setzt man in der Salzburger Privatbrauerei auch immer wieder auf Kooperationspartner aus Bildung und Forschung, wie z.B. die HBLA für Landwirtschaft in Ursprung oder die FH Salzburg Campus Kuchl. Beim jüngsten Projekt entwickelten die HBLA-SchülerInnen und FH-Studierenden umweltfreundliche Einweg-Teller, die aus Biertreber und Weizenkleie produziert werden und zu 100 Prozent kompostierbar sind bzw. an Schweine verfüttert werden könnten.
„Das ist Kaskadennutzung auf höchster Stufe, weil es dadurch vor der Verwendung als Futtermittel eine Zwischennutzung des Wertstoffes Treber gibt”, sagt dazu Christian Pöpperl, Chefbraumeister und Leiter des Ressourcen-Effizienzteams. Dadurch ließen sich in Zukunft große Mengen an Plastik-Müll durch Einweg-Geschirr vermeiden. Das Projekt wurde von der Innovation Salzburg GmbH kürzlich mit dem Salzburger Innovationspreis in der Kategorie „Bioökonomie Made in Salzburg” ausgezeichnet.
Brauerei-Kieselgur: Verbesserte Bodengesundheit durch Bierfiltrat
Auch beim Thema „Brauerei-Kieselgur” setzt man seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit der HBLA Ursprung. Kieselgur – ein Naturstoff aus den Schalen fossiler Kieselalgen – wird in der Brauerei zum Filtrieren des Biers verwendet. 450 Tonnen davon fallen jährlich in der Stieglbrauerei an. Durch seinen hohen Siliziumgehalt kann der Brauerei-Reststoff ebenfalls in der Landwirtschaft sinnvoll wiederverwertet werden, denn Silizium kann fest gebundenen Phosphor im Boden mobilisieren und so die Boden- und Pflanzengesundheit fördern. Etwa ein Jahr lang haben HBLA-SchülerInnen im Laborversuch die Auswirkungen der Brauerei-Kieselgur auf die Pflanzenernährung dokumentiert, die Auswertung der Ergebnisse fand mit Unterstützung der Universität für Bodenkultur (Wien) statt. Die Forschungsergebnisse zeigen, durch Beimengung zur Gülle vor dem Düngen verbessert das Bierfiltrat langfristig die Bodengesundheit.
„Gerade im Hinblick auf den stattfindenden Klimawandel könnte Silizium-Düngung eine wichtige Rolle spielen, um die Widerstandsfähigkeit von Nutzpflanzen zu steigern und Ertragseinbußen abzufedern”, erklärt Konrad Steiner, Biologe und Lehrender an der HBLA Ursprung.
Stiegl Nachhaltigkeitsbericht seit 1990
Seit mehr als drei Jahrzehnten belegt Stiegl den schonenden Umgang mit den Ressourcen in einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht. Auch die aktuelle, soeben erschienene 32. Ausgabe (für das Jahr 2021) wurde in der „Cradle to Cradle”-zertifizierten Druckerei Gugler in Melk (NÖ) gedruckt. Gemeinsam mit den Profis der „denkstatt GmbH” ermittelte man den aktuellen CO2-Fußabdruck. Für 2021 lag dieser bei 111 Gramm CO2 pro Halbe Stiegl-Bier. Die Details zu den Themen nachhaltiges Wirtschaften, Bodengesundheit, Kreislaufwirtschaft, etc. kann man im neuen, nach GRI-Standards erstellten Stiegl-Nachhaltigkeitsbericht 2021 nachlesen.
(red)