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Ministerin stärkt der GV den Rücken

Die 12. Branchentagung der GV von Ronge & Partner war ein voller Erfolg, nicht zuletzt durch den Auftritt von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die der GV zu ihren Leistungen während der Pandemie dankte.

Ministerin stärkt der GV den Rücken

Selten war die Meinung über den Auftritt einer Politikerin so einhellig positiv: „Diese Ministerin ist eine Wohltat“, lautete es unisono unter den Teilnehmern der 12. Branchentagung für die GV, durchgeführt vom Beratungsunternehmen Ronge & Partner. Obwohl es für Veranstalter Manfred Ronge bei der 12. Ausgabe seiner Tagung schon ein bisschen um Routine hätte gehen können, war gerade dieser Termin Premiere und Feuertaufe zugleich. Denn die Tagung verlief den gestrigen 5. Mai zur Gänze digital ab. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zur Spitzenzeit waren 88 Teilnehmer zugeschaltet und im eher informellen Teil gegen Ende des Tages immer noch 63 Teilnehmer virtuell anwesend. Das spricht für eine vitale GV, die auch vor digitalen Herausforderungen keine Scheu hat.

Der Themenplan zeigte sich spannend gestrickt und wartete gleich zu Beginn mit einem Highlight auf. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger richtete nicht nur eine Grußbotschaft per Video an die Küchenleiter, sondern nahm auch ausführlich zum Thema „Herkunftskennzeichnung“ Stellung. Neben dem bekannten Status quo, wonach die Verhandlungen zu einer verpflichtenden Kennzeichnung von Lebensmitteln ins Ressort des Gesundheitsministers fallen, berichtete Köstinger davon, dass der Bereich der verarbeiteten Lebensmittel so weit bereits unterschriftsfertig ausverhandelt ist. Das ist in dieser Causa einer der heikelsten Punkte, zumal die Industrie hier viel Bürokratie befürchtet und überall lobbyiert, wo es nur möglich ist. Die Landwirtschaftsministerin ließ aber mit einem Statement aufhorchen: „Ich sehe die Herkunftskennzeichnung als echte Chance, die GV qualitativ aufzuwerten.“ Immerhin verpflegen Großküchen täglich 1,8 Millionen Österreicherinnen und Österreicher täglich mittags mit einem Essen. Das ist immerhin ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Die Ministerin unterstrich in diesem Zusammenhang noch einmal den naturgegebenen Schulterschluss von GV und der heimischen Landwirtschaft mit dem ehrlichen Statement: „Ich stehe zu meiner bäuerlichen Herkunft, entstamme selber einem Bio-Betrieb und ich habe einen sehr starken Praxisbezug.“ Worte, die auf offene Ohren und offenere Arme stießen. So vergaß Elisabeth Köstinger auch nicht, den Vertretern der GV für ihre Leistungen während Corona zu danken – denn es kam auch während höchster Infektionszahlen nie zu nennenswerten Ausfällen in der Verpflegung öffentlicher Einrichtungen. Dass das so selbstverständlich hingenommen – ja geradezu vorausgesetzt wird – ist eben nicht selbstverständlich und dieser Leistung „gebührt mein aufrichtiger Dank.“

Herkunftskennzeichnung: Bedarf an Orientierung

Detaillierteres zur Herkunftskennzeichnung bekamen die Teilnehmer dann von DI Christian Jochum aus der Landwirtschaftskammer zu hören. Jochum wies darauf hin – und das dürfte nicht jeder wissen – dass die Verhandlungen darüber in der Kompetenz des Gesundheitsministeriums liegen und als Counterpart interessanterweise das Wirtschaftsministerium mitverhandelt. Das Landwirtschaftsministerium sitzt also gar nicht mit am Tisch. Die Schritte auf dem Weg zu mehr Transparenz umriss Jochum so: „Es muss eine einfache Lösung her, die wirtschaftlich machbar und auch kontrollierbar ist.“ Der GV kommt hier eine Sonderrolle zu, wenn es sich um einen „systembasierten“ Betrieb handelt. Das heißt: Arbeitet eine Großküche mit digitaler Warenwirtschaft, digitalen Rezepturen und ebensolchen Kochprozessen, dann kommt sie auch für die Implementierung von Transparenzregeln in Frage. Das soll aber im Konsens mit der Großküche geschehen und nicht gegen sie. Die Bedeutung von Transparenzregeln unterlegte Christian Jochum mit Zahlen. So sind die Ausgaben für Lebensmittel des Durchschnittsösterreichers leicht im Sinken begriffen. Vom verfügbaren Einkommen werden monatlich im Schnitt zwölf Prozent für Lebensmittel ausgegeben. Ein Wert, der ganz leicht sinkt. „Allerdings“, gab Jochum ebenfalls zu bedenken, „darin sind die Ausgaben für den Außer-Haus-Verzehr nicht enthalten und die belaufen sich auf sieben Prozent. Dieser Wert wiederum steigt leicht.“ Zusammengerechnet heißt das: Knapp 20 Prozent des Einkommens werden für Essen und Trinken ausgegeben, was gar nicht so wenig ist. Später wurde das Thema in einem separaten Meeting-Raum mit Experten wie Michael Wurzer (ZAG/NTÖ) und Robert Guschelbauer (KWP) ausgiebig diskutiert.

Ein weiteres allgegenwärtiges und für die GV-Branche essentielles Kernthema nahm die Digitalisierung ein, welchem sich Innovationskoryphäe Rupert Fritzenwallner (Österreichisches Bundesheer) in einem Impulsvortrag und anschließender Diskussionsrunde widmen konnte.

Systemrelevanz unter Beweis gestellt

„Uns war und ist es stets ein großes Herzensanliegen, in unserer jährlichen Branchentagung so viele Themen sowohl praxisorientiert als auch intensiv zu beleuchten und zu diskutieren,“ so Initiator Manfred Ronge zu den Veranstaltungspunkten. „Besonders in diesem Jahr, in dem die GV-Branche von der Corona-Krise gebeutelt wurde, konnten wir wieder unsere Systemrelevanz unter Beweis stellen. Man sieht nun noch deutlicher, was uns Gemeinschaftsverpfleger immer schon ausgemacht hat: Professionalität, Zusammenhalt, und Ehrgeiz!“, so Ronge weiter. Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf die Gemeinschaftsverpflegung wird auch bei dem Thema Verpackung deutlich, welches Ronge & Partner’s neuestes Teammitglied Andreas Purin während einer spannenden Diskussion mit den Experten Christian Pawlitsch (Meierverpackungen), Hannes Glössl (Mulitvac Österreich) und Johann Zimmermann (NaKu) erläuterte. Mag. Karin Lobner brachte im Anschluss die Kantine als Wellnessoase für das seelische Wohlbefinden aufs sprichwörtliche „Tablett“ bevor der von allen mit Spannung erwartete Soft Skill Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger den krönenden Abschluss der Tagung bildete.

Genetiker Hengstschläger in Höchstform

Der Linzer Wissenschafter, seit geraumer Zeit der Shooting-Star auf den Podien der Fachwelt, versteht es wie kaum ein Zweiter trockenste Theorie in packenden Stoff zu verwandeln, dem sich der Laie nicht nur nicht verschließt, sondern von dem er kaum genug bekommen kann. Hengstschlägers diesmaliges Thema (er war bereits vor neun Jahren bei der Branchentagung zu Gast): Die Lösungsbegabung des Menschen.

Als „gelernter“ Biologe spannte der Genetiker einen Bogen vom Kind bis ins Erwachsenenalter eines Menschen und wie in dieser Zeitkurve die Kompetenz des Individuums, Probleme zu lösen, konsequent vernichtet wird. Hengstschläger: „Das beginnt schon im Kindesalter, wenn ein Kind ein Haus zeichnen soll. Zeichnet es einen Kreis mit einer Tür, stößt das auf Ablehnung, weil die Konditionierung ein viereckiges Haus mit Dreiecksdach vorsieht. Das ist alles ,gerichtetes Wissen‘, das durch ,gerichtete Bildung‘ entsteht. Und das ist schlecht. Sogar ganz schlecht, weil dadurch dem Kind das coolste Gefühl genommen wird. Und zwar das supercoole Gefühl, selbst eine gute Idee zu haben.“ Diese verkümmerte Kreativität verfolgt den Menschen laut dem Wissenschafter bis ins Erwachsenenalter: „Das geht so weit, bis wir im Unternehmen nur mehr drei Arten von Menschen haben: den ,blauäugigen Optimisten‘, der nach der Maxime ,wird sich schon ausgehen‘ agiert, dem ,eingefleischten Pessimisten‘, der meist sagt ,das geht sich nicht aus‘ und dem ,Ermöglicher oder Possibilisten‘, der zwar sagt, ,das wird nicht einfach‘, aber immerhin anpackt.“ Als Krönung seiner Ausführungen wies Hengstschläger noch auf die Wichtigkeit der „Serentipität“ hin. Die beschreibt das Phänomen einer zufälligen Beobachtung von etwas ursprünglich gar nicht Gesuchtem, umgangssprachlich auch der „glückliche Zufall“ genannt. Selbstkritisch holte der fesselnde Keynote-Speaker die Wissenschaft wieder auf den Boden der Realität zurück, indem er meinte: „Ohne Serentipität gäbe es die wichtigsten Errungenschaften der Menschheit gar nicht.“ Es geht also darum, etwas zu finden, ohne es konkret zu suchen.

Hohes Risiko, voller Erfolg

Bevor Manfred Ronge digital zum gemütlichen Teil überleitete, war es ihm noch ein Anliegen, zwei verdiente Persönlichkeiten aus der GV zu ehren. Den seit Jahresbeginn in Ruhestand befindlichen Peter Zillner, der als langjähriger Geschäftsführer von SANA-Catering die Szene prägte, und Harald Lanzerstorfer, dem langjährigen Chefredakteur von HGV PRAXIS, der diese Branche wie kein anderer über Jahrzehnte publizistisch prägte und der Branchentagung stets eng verbunden war.

Das Ronge & Partner Team hat keine Kosten und Mühen gescheut, den Teilnehmern trotz digitaler Kompakt-Tagung das alljährliche Highlight der Branchentagung – die Abendveranstaltung bei den Burgundermachern Tattendorf – buchstäblich ins Wohnzimmer zu liefern. Unter dem Motto „Den Genuss lassen wir uns nicht nehmen“ wurden reich bestückte Genuss-Pakete an die Teilnehmer geliefert – unter anderem mit Schmankerln aus der Badener Region und Schnecken von Andreas Gugumuck - und gemeinsam online verkostet.

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