In Willy Zwegers beliebten Gastro-Wochenrückblick geht es diesmla um die Problematik, wenn zu wenig Personal da ist. Im Gegensatz zu früher.
Es gab eine Zeit, da bist du in ein Lokal hineingegangen und eine Horde tschickender Kellner kuderte im Schankbereich was das Zeug hält. Und zwar ganz egal, ob du in ein klassisches Wiener Kaffeehaus, in ein vornehmes Restaurant oder in ein typisches Landwirtshaus mit Gastgarten gestolpert bist. Irgendwie hatte man damals das subjektive Gefühl, man störe hier als Gast. Dennoch wurde man in der Regel mehr oder weniger freundlich bedient um nicht zu sagen abgefertigt, das war halt damals so. Viel zu viel Personal und viel zu wenig Gäste. Eine klassische äußerst ungesunde Mischung.
Aber da es fast jedem so ging, dachten die werten Patrons nicht einmal daran, etwas zu ändern. Im Gegenteil, zumeist waren sie ja selbst gewichtiger Part des Problems. Meist sogar mit dem wahrscheinlich weitervererbten Obsession beseelt, es dem Bittsteller Gast in jeder Phase seines Tuns oder Nichtstuns spüren zu lassen, wer hier der Herr im Hause sei und wer nur zu Besuch. Darin liegt im Übrigen auch der klitzekleine Unterschied zwischen Gasthaus und Wirtshaus. Wir Stammgäste wussten um diese herablassenden Eigenschaften „unseres“ Wirten und konnten gut damit umgehen. Auch, weil ein Verhalten in Richtung Gegenteil eher der Seltenheit anheim war und somit nicht in unser aller Gewohnheitsküberl gepackt wurde.
Heute ist das vollkommen anders. Händeringend suchen genau die gleichen Patrons nach Personal, und zwar sowohl für die Küche als auch im Service und – noch dringender – für die so genannten niedrigen Arbeiten. Auslöser dafür waren offiziell die pandemiebedingten Schließungen respektive Massenkündigungen, die Menschen suchten sich scharenweise andere Jobs, zumeist wechselten sie gerne die Branche. Die Wahrheit hinter der Gastroflucht liegt jedoch ganz woanders. Lächerliche Gehälter, unzumutbare Arbeitszeiten, herablassende Chefs und wahrlich kein anzustrebendes Betriebsklima. Das alles rächt sich derzeit bitter, die Pandemie war da nur der Auslöser.
Wenn ich heute in ein Lokal gehe, schaue ich mir zuallererst – wenn vorhanden – den Parkplatz an. Ist dieser gut gefüllt, kann ich den Schritt über die gastronomische Schwelle getrost wagen. Drinnen sind dann sicher genug Gäste, die auch gerne und zuvorkommend bedient werden. Womit sich die Frage „Isst da jemand?“ zumeist mit einem beruhigenden „Ja“ beantworten lässt. Denn wenn dem so ist, darf man getrost Platz nehmen und in der Speisekarte nach Herzenslust stöbern. Ist aber irgendwie selten geworden.