Willys Gastro-Wochenrückblick: Das royal... Plus Artikel
 
Willys Gastro-Wochenrückblick

Das royale Festmenü

Sabine Klimpt

Sehr oft im Leben wird man nicht zum König gekrönt, dachte sich auch der ewige Prinz Charles und wies seine Untertanen an, ganz in seinem biologisch-minimalistischen Sinne ein adäquates royales Menü zu servieren. Allerdings, ebenfalls ganz in seinem und des britischen Volkes Sinne, ganz bewusst auf Sparflamme gekocht.

Also kredenzte der frischgebackene Monarch seinen Gästen weder germteigumwickelte Flusskrebse als Opener, Erbsensuppe mit Räucherlachs und Guanciale-Croutons, Genueser Pastetchen, mit Stiltonknödel gefüllten Hasenbraten sowie Mascarpone-Feigen-Dattel-Törtchen, wie es zum Beispiel Maria Theresia getan hätte, sondern einfach nur gegrillte Auberginen mit Gurken-Joghurt-Topping und klassische Fish and Chips. Also sehr griechisch und sehr britisch traditionell angehaucht.

Ich bin mir sicher, da sind etliche mit kulinarischen Erwartungshaltungen in Richtung Jamie Oliver- oder Gordon Ramsay-Kreationen eingetrudelte Ehrengäste spontan zum Mäcky abgedriftet und haben sich dort ein Big Mac Menü reingezogen. Und es kann durchaus passiert sein, dass sich diese die güldene, royale Kutsche vom Charlie gekapert haben und beim nähesten McDrive vorfuhren. Selbstverständlich samt den dazugehörigen Gigerern, die den Salat abbekamen, allerdings ohne Dressing.

Was aber das Gros der geladenen Meute nicht mitbekommen hatte, ist, dass sich Camillas Ehegespons klammheimlich in einem Kämmerchen an ebenfalls gegrillten Lammkronen mit Rosmarinkartofferln und Feta delektierte. Selbstverständlich aus eigener Biozucht und vom griechischen Leibkoch Costas zu Sirtakiklängen exklusiv zubereitet. Dass er dessertmäßig Baklawa, Eton Mess und Plum Pudding kulinarisch vereinen ließ, zeugt eher von eigenartigen Präferenzen des Kings denn von etwaigen besonderen Affinitäten zu Griechenland. Woher auch, war das Land doch nie Teil des britischen Commonwealth.

Was mich ob des kargen Menüs zusätzlich in Staunen versetzt, denn eigenartiges Essen aus seinen Mitgliedsstaaten hätte es zuhauf gegeben. Denken wir da nur etwa an kanadische Beaver Tails mit Ahornsirup, australische Tim Tams mit Schafmilch-Schlagobers-Hauberl oder neuseeländische Bluff-Austern mit Zitronenketchup. Wunderbar punkten hätte Charles auch mit einer Spezialität aus Belize können, nämlich Ducunu, einer Paste aus Mais, Kokosfett, Kokosmilch und Salz, die in Bananenblättern eingewickelt und gekocht, gebraten oder gegrillt wird. Womit wir wieder bei den Melanzani, in Griechenland und somit dem königlichen Sparmenü wären. Ganz im Sinne des brexitgeschädigten Volkes. Sollte etwa Griechenland als Vorbild dienen? Und gilt fürderhin Ouzo als Gin-Ersatz? Wir werden sehen.

redaktion@hotelundtouristik.at




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